Schiffstour gegen einen Krieg im Irak

Von STEFAN RAHMANN

19.01.2003 20:53 Uhr


Bild: dpa

Der Kabarettist Jürgen Becker schaffte es trotz des ernsten Themas, das Publikum zum Lachen zu bringen, das auf dem Friedenschiff gegen einen Krieg im Irak demonstrierte.


Dieser internationalen Front gegen den drohenden Krieg im Irak hätte wohl auch George W. Bush die Aufmerksamkeit nicht verweigert. 40 Schönheitsköniginnen aus 40 Ländern standen plötzlich auf der Bühne der „MS Enterprise“, um gegen einen Krieg im Nahen Osten zu demonstrieren. Gekommen waren sie aus Düsseldorf von der Miß-Wahl „Queen of the world“.

Im Programm waren sie zwar nicht vorgesehen, aber den Friedensaktivisten, die das Schiff gemietet hatten, war jede Unterstützung recht. 600 prominente und andere Kriegsgegner trafen sich gestern auf der „MS Enterprise“ unter dem Motto „Krieg - nicht in unserem Namen“ und schipperten zwei Stunden über den Rhein. Pfarrer Hans Mörtter von der Luthergemeinde in der Südstadt hatte gerufen, und alle kamen.

Brings waren auf dem Schiff ebenso vertreten wie die Bläck Fööss, Wolf Mahn und der Musikzug Neubrück, Mariele Millowitsch, Bettina Böttinger, Jean Pütz, Ars Vitalis und Martin Stankowski. Wolfgang Niedecken trug ein extra für die Aktion geschriebenes Lied vor, und Günter Grass hatte eigens für die Schifffahrt einen Text geschrieben. „Ein uns als Bildauswahl vertrauter Krieg droht. Weil wir seine vom detaillierten Schrecken gesäuberte Bilderflut kennen auch die Fernsehrechte vergeben sind, erwarten wir eine Fortsetzung des Kriegs als Seifenoper, unterbrochen nur von Werbespots für friedliche Konsumenten“, heißt es da.

Einen starken Eindruck hinterließen die Worte von Johann Galtung, norwegischer Friedensforscher und alternativer Nobelpreisträger. Er schlug eine Konferenz der Nahost-Staaten vor, vergleichbar der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). Darüber hinaus forderte er zum Boykott amerikanischer Waren auf. „Wir sind nicht ohnmächtig“, rief er in den völlig überfüllten Schiffsraum und beendete seinen Appell mit einer klaren Losung: „Wir brauchen diese Banditen in Washington nicht!“

Pfarrer Hans Mörtter, der mit einigen Mitstreitern die Demo auf dem Rhein organisiert hatte, war hochzufrieden mit der Veranstaltung. Für Samstag ruft er für 12 Uhr erneut zu einer Demonstration auf, die am Neumarkt beginnt und mit einer Kundgebung um 14 Uhr auf dem Roncalliplatz endet. Dort hatten sich bereits am Samstag rund 250 überwiegend muslimische Demonstranten versammelt, umgegen die Politik der USA zu protestieren. (ran)