Virenscanner überlistet, ungeschützter Zugang.....

Was muss man denn erlebt haben, um soooo!!! ne Musik und solche Texte zu machen, zu schreiben, zu denken, zu fühlen? Gelebtes Leben, oder das Ergebnis bewältigter Lebenskrisen? Oder in tiefsinniger nächtlicher Schlaflosigkeit verbrachte Stundenminutensekunden. Die möcht' ich haben zum Hören, Genießen, Eintauchen, sich fallen lassen, versinken und nicht wieder auftauchen. Ich leiste Abbitte für den Umstand, dass ich erst jetzt das erste Mal Gelegenheit hatte, dieses nächtliche Virus aufzunehmen, ja gierig aufzusaugen wie ein Schwamm. Wie eine Blitzfieberattacke fällt es mich an, erzeugt so ein Gefühl zwischen weggetreten und hellwach, um jeden Ton, jede Schwingung, jede Frequenz, jede Bewegung förmlich durch die Haut aufzunehmen um im glücksvolltrunkenen Gehirn wie eine bunte Lichtorgie von Feuerwerksraketen zu explodieren.

Die Zeit musste erst reif dafür werden. Mein Irrtum, dieses Nox-Programm sei ein Programm, aber nicht Köster oder jedenfalls zu wenig ist mir unverzeihlich! Schon der kurze Auftritt damals im Saturn hat mich Lügen gestraft und in diesem unsensiblen Umfeld eines nüchternen Kaufhauses zwischen CD-Regalen und mit Reinhard Mey im Hintergrund in Weltrekordzeit vom Gegenteil überzeugt. Seit dem musste ich quasi wie zur Strafe ausharren bis zu diesem Samstag. "Zeit ist die Währung....", Zeit ist überhaupt das zentrale Thema, das sich in allen Songs irgendwie in ganz verschiedener Beschreibung und unterschiedlicher Betrachtung wiederfindet. Am Schönsten und zur Krönung in "Zeit", höchste Verzückung und Verehrung für diese begnadete Interpretation des Tom Waits' Titels!

Jächt gewährt in seinen Ansagen gelegentlich tiefe Einblicke in die halbreale Gedankenwelt schlafloser Nächte, düster bis schwermütig, bittersüß, trotzdem sie gelegentlich Lachen machen. Seine berechtigte Bitte als Raucher im DB-Raucherabteil an die zwei Nonnen..... ebenso wie der schwache Trost für Raucher........

So wie ich die Musik, die Stimmung irgendwie mit dem ganzen Körper aufnehme, singt, lebt, leidet er durch die Alpträume der Nacht. Hochfiebrig, gefährlich, aber wunderschööööön!

Ich kann's gar nicht beschreiben, die Songtexte sind auf verwirrende Art faszinierend, die Musik ebenfalls nicht in Worte zu fassen. Jedenfalls haben sich "Jeder Hund...", "Vampirgefühl" und "Perlentaucher" schon von der CD sofort ins Gehörsystem gebohrt. "Nie getanzt" ist direkt unter die Haut gegangen, ohne Umweg ans Herz, dieser Ton von Dirks Tenorsax bleibt da kleben, wabbert im Bauch hin und her wie warmer Schokoladenpudding und verursacht weiche Knie! Überhaupt diese Gebläse! In allen Klangfarben hocherotische Instrumente, dunkle tiefe satte Töne schweben durch die Luft! Und die Band ist einfach perfekt aufeinander eingespielt, stimmig rund, tiefe Seele und großes Musikerherz. Und höchstes Vergnügen! Musicmastermind Dirk und Soul of the Night Jächt sind wohl eine der besten und schönsten Möglichkeiten, durch eine schlaflose Nacht zu kommen.

Christel Amberg-Wiegand für www.taunushills.de