14.09.2012

Fotoalbum

 

 

 

Line up:
Gerhard Sagemüller - Drums
Gerd Köster - Gesang
Frank Hocker - Gitarren, Gesang
Helmut Krumminga - Gitarren
Brahm Heidl - Bass
Pete Haaser - Akkordeon

 

Köster & Hocker & Band - Tanzbrunnen Köln

Der Tanz um den Brunnen 2012

Danke an Haus- und Hofschreiberin Christel Amberg-Wiegand für ihre Sicht auf die Dinge

… Die Jungs gehen jetzt wieder in ihre Umlaufbahnen und mögen sie zur der weisen Erkenntnis gelangen, im September 2012 wieder hier aufschlagen zu wollen. So endete das Märchen 2011 und findet Gott sei Dank seine Fortsetzung in 2012 und wenn sie nicht gestorben sind auch 2013, 14, 15…. Undenkbar, wenn nicht. Worst case und schlimmer als die Trennung von Take That. Was müsste ich denn für Methadon einwerfen, das den Schmerz dämpft? Mögen Janis, Amy, Curt, Jimi und die ganze Gäng ein wohlwollendes Wort einlegen….
Träume sind verwirbelte Wahrheiten. Erinnerungen. Audiovisuelle Fetzen von irgendwas. Nachdem der Stein-Schlag halbwegs verheilt und das Oechslefieber gesunken ist, bin ich bereit für den Tanz um den Brunnen. Die Vorfreude des ganzen Jahres explodiert jetzt und hier… Eigentlich könnte es… demnächst… bald… jetzt losgehen. 19.15 Uhr. Daaaa! Die Once-a-year-Band quillt aus dem Bühnenvorhang hervor, sie winken so verheißungsschwanger wie sie frech grinsen, als sie Kurs nehmen auf ihre Positionen. Der Tanz beginnt und wird ziemlich schnell eine Demonstration scharf laut krachenden guten alten Rock’n Rolls. Blitzstart vom Ruude Jolf, Hääd und Fettpott und vom Fleck weg prächtige Stimmung. Wow, so muss es sein! Das Publikum beweist Geberqualitäten!
Die ersten Duftmarken sind gesetzt, Zeit für ein bisschen mehr differenziertes Beobachten der unmittelbar nächsten Mitmenschen. Parkschein, Briefmarken, Zahnstocher, Wettschein… ihm entgeht nix. Die B-Lieder: Brei, Brillis, Buure Säu, Boliden im Stau breitbeinig mächtig wuchtig fett satt und immer mehr Bewegung auf der Bühne. Brahm steigt dem Sagemüller aufs Podest, die Gitarren haben sich auch lieb und Jächt ist sowieso überall. Spielt seine Welt. Unaufhaltbar donnern Gitarren, Bass und Schlagzeug durch die Boxen, durch mich durch wie’n Zug ohne Bremsen, bis Sagemüller mit einem Krach die Walze stoppt. Auch ein Heimatlied ohne die Wörter Dom und Köln ist identitätsstiftend. Buure Säu kommt einfach immer rund und fett und prall und hoffentlich vielfach verstärkt zurück. Die Stimmung auf der Bühne und im Parkett ist bestens. Kneipenmassensterben. Nix mehr patinajääl und ruserut. Höchstens noch Lounges in Designsprache. Franks Gitarre beweint seine Vier Wäng jedenfalls ausdauernd und hochsensibel und kriegt ’nen Applaus, der voller Zustimmung ist.
Tanzbrunnen ist ne Instanz, kein Vorzimmer. Hier gilt’s, hier musst du Butter bei die Fische tun und dich nicht in Nebensächlichkeiten ableben. Keine Schnörkel. Licht und Nebel sind die einzigen erlaubten dramaturgischen Mittel. Beides heute üppig. Alles andere ist Handarbeit. Auch üppig. Jogging Botz und Heh am Rhing sind ausgesprochene Frank- und Helmut-Festspiele.

Jetzt gäbe es eine Pause, wenn es eine Pause gäbe, aber ein Tanzbrunnen-Act ist ein kleiner Marathon. Wäre auch blöd.
De Fleech ist zweifellos eines dieser unsterblichen, ganz großen Lieder in der musikalischen DNA dieser Stadt. Deshalb ist es jedes Mal wieder ein Erlebnis, dieses Theaterstückchen inkl. Verbalpingpong zu erleben. Irgendwo hinten macht einer das Jodeldiplom. Bald wär’s passiert. Selbstbeherrschung ist, wenn der Sänger Sieger über seine Lachmuskeln bleibt.
Arsch Huh wird dieses Jahr 20 Jahre alt. Es ist leider immer noch nötig, über Arsch Huh zu reden, mehr denn je. Nicht der Künstler wegen, der Alltag gibt Anlass! Wahrhaftig kein Grund zur Freude, sagt Jächt. Ganz dicht, mit klaren, intensiven klangvollen Gitarren und Text zum Zuhören kommt Leis rieselt et Hätz. Kölnpremiere. „Kütt er bald, der Knall?“ heißt es im Refrain. Alles, wo Köster/Hocker draufsteht hat Nährwert.
Pete Haaser steigt ein. Der zieht und drückt den Balg wie’s der Arm hergibt und geht gleich mal bei Frank gucken was er denn so spielt. Ach? Fejefeuer umgerm Fluss. Da misch ich mit. Der kleine Stimmungswechsel ist gut gesetzt. Die Erregungskurve schießt in die Höhe, stehen doch zwei Jlöhndije Fäjer am Mikro und duetten bengelsgleich Schallala, der Sagemüller ist jetzt auch wieder da. Jächt schattenboxt, Pete und Helmut bespielen sich, die Band steht im vollen Ornat! Und gehen fliegen. Die Arche Noah wartet nicht. Sie sieht schon lange kein Land mehr. Ihre Apokalypse ist überwältigend. Geblendet vom gleißend weißen Licht gleich eines verglühenden Kometen ackert die Arche Noah dem Untergang entgegen. Hann noch en Kaat für dat Schiff – volle Kanne in den Untergang. „Is et am Eskalieren?“ fragt Jächt mit Unschuldsblick. Sind die am Hyperventilieren oder ich? Immer diese Fragen. Antwort geben Sagemüller und Brahm, der dem ach so coolen Basserimage höchstens den erhobenen Finger zeigt. Mittelfinger. Vor dem letzten Kick-down gibt’s noch ein Lied für die Schääl Sick. Höchstpunktzahl in negativer Kernkompetenz in Sachen Romantik gepaart mit höchster Kompetenz im Gitarrenfach beider Mitspieler an Zappsäul Aach. Sie spielen scheinbar losgelöst von allem, bis aus dem tiefen Raum ein Zeichen kommt zum ausgliden, abtropfen… Kernkompetenz in Beifallsbekundungen hört sich so! an.
Der Jupp ist immer noch aufm achten Bildungsweg zu einem wertvollen Mitglied der Gesellschaft, beim Ausdruckstanz sind wir längst im irrationalen Bereich angelangt: johlen, pfeifen, klatschen das ganze Programm läuft laut und ausdauernd und überhaupt, was für eine Mitsingwand! Die gegenseitigen Befruchtungsrituale haben inzwischen einen hochempfindlichen Zustand kurz vorm Ausbruch herbeigeführt.
Alles.Im.Griff. Ist es dann. Der Damm bricht, meine äußere und innere Wahrnehmung kollabieren endgültig. Abrocken total, was haste, was biste. Eine unfassbare Massenbeschleunigung durch Schalldruck bahnt sich ihren Weg in sämtliche Zellen und Nervenbahnen und schaltet auf Notstrom und den Verstand aus. Das ist eine rituelle Seelenreinigung unter höchstmöglicher Dezibelzahl. Noch während der letzten Druckwelle legen die Jungs ihre Instrumente ab, als würden sie jeglicher Versuchung widerstehen wollen. Das Ende beginnt. Es beginnt aufzuhören. Doch die aktuelle Bewusstseinstrübung verweigert die Realität. Ihr wollt ja nur das eine Wort hören: Z!U!G!A!B!E! Kriegt ihr, und mehr, viel viel viel mehr. Könnt ihr uns hören? Fühlen? Ich schreie es heraus, mein Jetztglück hängt davon ab. Ich sehne es herbei und weiß es ist ein kleines Stück Verderben. Unwiderruflich das letzte Maach Op vor der Autobahn und wer weiß für wie lange. It’s any kind of magic. Ein langer wunderbarer Rausch beginnt…. Pech han fügt mich irgendwie wieder zusammen, Pete und Brahm tun sich zusammen wie Frisch uralt verknallt und der Tanzbrunnen wird zum Singbrunnen. Jeile Welt geht nach hinten raus noch mal richtig in die Vollen, Helmut legt sich noch ein letztes Mal in die Saiten, face to face mit Frank, Sagemüller brezelt ein großes Finale. Ende. Schluss. Aus. Vorbei. Scheiße.


08.09.2012

Fotoalbum Alf Tag 2

Line up:
Pete Haaser - Akkordeon
Gerd Köster - Gesang
Frank Hocker - Gitarren, Gesang
Helmut Krumminga - Gitarren
Brahm Heidl - Percussion,Bass, Querflöte

 

Links:
Stein Weine & Haus Waldfrieden

Gerd Köster Website
Helmut Krumminga
Kozmic Blue
(G. Sagemüller)
Jay Kaye Band (B. Heidl)

 

Köster & Hocker & Gäste -Haus Waldfrieden, Alf - Tag 2

Elektro-akustisch-unglaublich

Danke an Haus- und Hofschreiberin Christel Amberg-Wiegand für ihre Sicht auf die Dinge

Der zweite Abend im „Hotel am Abgrund“ (O-Ton Ulli Stein) bietet einige Premieren, ein Abend voller Glück, wird der Hausherr ungefähr drei Stunden später feststellen. Er hat einen besonderen, höchst persönlichen Grund mehr, als wir alle. Denn was kann es Schöneres geben, als seinen Geburtstag so zu zelebrieren? Ulli Stein ist „ein bisschen lecker wahnsinnig“, urteilte Jächt später. Das ist einer der Gründe, warum es hier so ist wie es ist. Er macht das mit dickem Herzblut und großer Liebe und Leidenschaft und hat selbst so viel Freude daran und jede Menge Bock auf Rock und ist dabei offen, sympathisch, warmherzig und großzügig sprich: gastfreundlich, aber das ist eigentlich ein viel zu kleines Wort. Danke noch mal, lieber Ulli Stein, für soviel ansteckende Freude und manches leckere Gläschen Wein. Danke auch an die Crew, ohne deren Stehvermögen bis in die frühen Morgenstunden ja so eine Horde verrückter Fans wohl nicht zu bändigen wäre.
Wer da in sich ein kleines Körnchen Enttäuschung fühlte ob des veränderten Programms, muss sich am Ende fairerweise eingestehen, ein solches Gefühl ist schlichtweg Majestätsbeleidigung. K-H-K ist ja schließlich die Ursuppe. Und es stehen ja noch zwei hochkarätige Joker in der warm-up-zone. Es geht los mit Maat Höösch, hab ich lange nicht gehört. Fein fein ist es – und sehr sehr höösch. Eine irritierende Statusmeldung aus dem hinteren Zuschauerbereich lautet, ihr seid zu leise. Da kennt sich jemand aus mit „unplugged“. Tatsächlich, die Endstufe ist off. Dem ist schnell abgeholfen. Im Neustart und dem folgenden Tumult geht dann leider die Ansage der World Premiere ein bisschen unter. Köster/Hocker sind die Urheber für Leis rieselt et Hätz anlässlich des diesjährigen 20-Jahre-Arsch-Huh-Jubiläums und was ich so beim ersten Mal Hören mitbekomme, wird es ein Kracher, erst recht mit großem Bandaufgebot und der versammelten Arsch-Huh-Gemeinde „… Respek is en Hur….“ ist ne deutliche Sprache! Es hat das Zeug zur Hymne….

Die Setliste ist gegenüber gestern fast identisch. Das Sounderlebnis ist natürlich ein anderes. Klar, Brahm und Sagmüller als Rhythmusabteilung spielen ebenso eine Hauptrolle wie jeder andere in dieser Once-a-year-Band. Deren Part bleibt heute in den bewährten Händen von Frank und Helmut. Sie sind die Chefinstanz und lassen keine Lücke im Soundprofil. Meister ihres Fachs sind sie beide. Sie komprimieren sozusagen die gesamte Power, die Bass und Schlagzeug aufstellen, den Kern, die Essenz in zwei Gitarren. Da geht nix flöten. Beim Frühstück am nächsten Morgen fragte mich ein ebenfalls anwesender Waldfriedengast, was denn besser sei, das eine oder das andere. Falsche Frage, man darf nicht vergleichen, beides nebeneinander hat unwidersprochene Daseinsberechtigung. Jeder Vergleich ist unangebracht und unwürdig. Absolut gleichwertige Parallelwelt.
Jogging Botz fliegt mit einem wunderschönen Gitarrensolo ein, der Das-darf-der-doch-gar-nicht-Song hat eine unglaubliche Präsenz, nach einem furiosen Ritt über zwei Gitarren bei Brillis op dr Brill schlagen sich Helmut und Frank lachend ab. Brei ist eine brachiale Wut- und Wuchtwalze. Und es ergab sich eine hübsche Nebensächlichkeit, als Helmut über die krätzig böse Einleitung zu Jott is en nem Meeting seinen Laser nicht auf die Spur brachte, kurze Amnesie, so was passiert, er kriegt Starthilfe und ein in vollendetem himmelhuldigenden Gestenreichtum gedankten Restart und nen fetten Sonderapplaus. Das fällt mir tatsächlich auf, das Publikum ist – außer den unverbesserlichen Schwaadlappen – im Zuhörmodus. Sonderapplaus, Zwischenaktion, Pfeifen und diese ganze Beifallsshow findet nach dem Schlussakkord statt, selten im Stück.

Nach der Pause bekommt Pete sein Einstandslied Im Fejefeuer, die vollendete Denkblasenvertonung ist ein köstlicher Augen- und Ohrenschmaus. Schalalalla, während der Jlöhndije Fäjer noch seine ruhmreiche Vergangenheit besingt, schleicht sich Brahm in die Szene. Was macht er ohne Schlagwerk? Geht das? Er macht Schlagwerk – drapiert sich äußerst dekorativ auf dem Cajon und gibt dem Tun das nötige Korn, zusätzlich haben sie noch ein Becken vom Schlagzeug dagelassen. Und über die Schuhe kann man auch noch was streifen, das lärmt. So viel Bescheidenheit ist aber dann doch unpassend, finde ich. Inzwischen ist es Mitternacht geworden und somit Geburtstags-Tag. Ulli-Stein-Tag. Ihm zu Ehren und seiner Freude, unser aller Freude, bekommt er natürlich ein Geburtstagsständchen der besonderen Art und Weise. Als Rieslinger darf er endlich mal dem Chardonnay die Meinung geigen. Ein riesen Spaß ist das, die Freude und das Lachen haben nicht genug Platz im Gesicht. Ulli darf die Geschichte von et Chantalle und dem Kellner, der Bella sät, frank und frei interpretieren und erntet einen triumphalen Applaus. Die Bilddokumente dazu sagen das natürlich viel viel besser.

Langsam steigert sich diese kribbelige Spannung einer ersten Entladung entgegen. Mit Alles im Griff kündigen sich die ersten elektrostatischen Stürme an. Und sie bieten alles an Gitarrenalarm auf, so krachend, wie man dieses Hochgewächs unplugged nur dardäuen kann. Und hinten raus, heiß ersehnt und doch überraschend, greift Brahm zur Querflöte – ja, Querflöte! Nein, wir denken jetzt nicht an den Altmeister des gepflegten Querflötenrock, dies hier ist feiner, zarter, geradezu sinnlich. Und sie lassen keine Atempause! Himmel tu dich auf, was passiert da gerade? Ein unaussprechliches, wieder mal unfuckingfassbares, Geschichte machendes, Erdbeben auslösendes, Rock’n Roll huldigendes, Herzkranzgefäß erweiterndes, Gänsehaut tattoowierendes, Nackenhaare elektrisierendes, Sonne gefrierendes, Gletscher schmelzendes Maach Op. Es macht Klick im Kopf und weg. Den Applaus höre ich wie ein Rauschen und den ersten Abgang sehe ich durch eine Wand. Jesus, ist das wahr?

Der Abgesang auf diesen Abend ist würdig und dem Anlass entsprechend eine große Sause. Buure Säu, Pete mischt wieder mit und Brahm hat jetzt doch noch auf den Bass umgesattelt. Wir gehen fliegen. Der große Waldfrieden-Chor singt den Klassiker laut und mit Inbrunst, genauso natürlich Frisch uralt verknallt – unplugged Lügen strafen können wir gut. Jeile Welt als Ende der Show ertragen schlecht. Is aber so. Ulli Stein ist ein glücklicher Mensch. Heute teilt er es mit uns.


07.09.2012

Fotoalbum Alf Tag 1

 

 

 

 

Line up:
Gerhard Sagemüller - Drums
Gerd Köster - Gesang
Frank Hocker - Gitarren, Gesang
Helmut Krumminga - Gitarren
Brahm Heidl - Bass
Pete Haaser - Akkordeon
 

Links:
Stein Weine & Haus Waldfrieden

Gerd Köster Website
Helmut Krumminga
Kozmic Blue
(G. Sagemüller)
Jay Kaye Band (B. Heidl)

 

Köster & Hocker & Band -Haus Waldfrieden, Alf - Tag 1

Höösch Bloot Jahrgang 2012

Danke an Haus- und Hofschreiberin
Christel Amberg-Wiegand für ihre Sicht auf die Dinge

Da sitzen wir, wie schon viele Jahre zuvor auf der Terrasse des Haus Waldfrieden und brennen uns diesen immer wieder gesamtbildkolossalen Moselblick neu auf die Festplatte. Der leckere Stein-Wein ist der perfekte Begleiter. Der Wettergott ist ein guter Kumpel von Bacchus und lässt sich heute und auch die nächsten Tage nicht lumpen. So langsam füllt sich das Haus und um 20.45 Uhr ertönt die Ansage des Hausherrn, wir mögen uns doch so langsam hineindiffundieren ins Grandhotel am Abgrund.
Unter johlendem Applaus bahnen sich Jächt und seine Bande ihren Weg auf die Bühne und legen los. Seit wann beginnt es mit dem Höhepunkt? Was kommt auf uns zu, wenn sie damit starten, womit sie uns sonst gern mal rausgeworfen haben? Tief stapeln ist ihre Sache nicht und alles andere ist Kindergartenmukke. Rude Jolf! Jawoll, krachend peitschendes Schlagzeug und knallende Gitarren verpassen dem Herzbubbern ne neue Schlagzahl. Hääd nachgelegt, fetter, satter Sound, Bässe, Gitarren sorgen für einen wahren ekstatischen Ohreninput, da fallen die Blümchentapeten von der Wand und der Waggeldaggel kriegt Genickstarre. Herrrrjjjeeehhh, diese eruptive Energie zerreißt mich förmlich. Fettpott draufgesetzt, ein bisschen wie Rockabilly gefällig? Frank und Helmut echoen sich schneidende Stahlsaiten um die Ohren. Dann legt diese reine lichte durchsichtige Gitarrenlinie mit dem hellen klaren Flimmern des Beckens den ahnungsvollen Sound unter das Misstrauensvotum, die Überwachungstiraden des Rääch ze wisse. Auch nach dem x-ten Mal kriecht mir ein schöner Gruselschauer den Rücken hoch, Jächts Interpretation eines Veedel-Hilfssheriffs lässt aber auch gar keine Facette aus. Es folgt das undementierbare Statment gegen den aktuellen Rebellenstatus im Realitätsspiegel des aktuellen Demokratieglaubensdaseins. Jott es en nem Meeting – Pussy Riot und die weltweiten Aktionen sollten ein Tagungsordnungspunkt sein, Amnesty, Folter und was sonst noch so nicht lieb ist. Ein starkes Stück! Dann kommt die nächste Adrenalininjektion, krachender schwerer amerikanischer Blues vom Feinsten, fett glänzend wie schwerer Brei, Schleim, Schlamm, Vitamine bist du flippst, mach et Muul up, Hauptsache runter mit dem Zeug was uns Tag für Tag eingebläut wird. Treibender pulsierender heiliger Gitarrenverzerrer, Bass und Schlagzeug drücken ordentlich nach. Brillis op dr Brill oder anders gesagt Privatjetvermehrung saugen Ein-€-Jobber aus. Ein funkelnd-krachendes Frank-Hocker-Solo und am Ende klopft, hämmert, schwingt er die letzten Töne aus dem Gitarrenbody. Riesig, diese Nummer! Noch zwei Heimatlieder die man mitsingt, aus vollem Hals, in tiefstem Nostaljiejeföhl, ein Gemeinschaftserlebnis im Haus am Abgrund, 4 Wäng ist noch zu jung dafür, wird aber ebenso wie Buure Säu niemals unter Abnutzungserscheinungen leiden. Mit Boliden, Jogging Botz – Sambarumbachachacha vollendetes Kammermustikspektakel im Breitbandformat – und He am Rhing, herrlich ketzerisch hetzerische Spielfreude, durchgerockt und gerotzt und gerollt, die Gitarrenfraktion auf Konfrontationskurs, geht’s in die Pause. Halleluja!

Selten ist die erregende Kraft von Rockmusik so spürbar wie hier an diesen Abenden hoch über der Mosel. Sie wird noch um ein vielfaches getoppt nächste Woche, doch da isses Open Air und noch mal anders. Unter Live-Bedingungen, dazu noch im Waldfrieden-Kleinformat, also verdichtet, kommt das ohnehin ungefiltert rüber, aber so etwas geht nicht von selbst; es muss schon, wenn es Abend füllend und ohne Durchhänger funktionieren soll, das Material stimmen. Das sind die selbstredend vorhandenen spielerischen Fähigkeiten und eine überaus erlesene Liste von Songs, an der sich Jächt und die Band selbst rauschig spielen. Die ein- oder andere Überraschung aus dem Frühwerk fehlt dabei nicht.

Diese Once-a-year-Band entfaltet eine Wucht wie ne Brandung und verliert sich auch keine einzige Sekunde lang in wichtigtuerischer Präzision, das ist alles pure Spielfreude, sie schmeißen genüsslich jede Menge Dreck ins musikalische Getriebe und bewerfen sich mit Blicken aus der großen Schatzkiste der Lobhudelei.

Frisch aufgefönt und trocken, durstgelöscht und frischluftbetankt ziehen wir wieder in die warme Stube ein. Die Band wird sich nach und nach vervollständigen. Zunächst die Kernsubstanz Köster/Hocker im Hackfleischbröckchenausweichyoga-Krätzje über De Fleech, jenem Kneipenindividuum, das das Bier schal und de Kabänes blass werden lässt. Herrlisch. Einer mieh – Helmut – gibt dem Seniorenstift als düstere Zukunftsperspektive jenseits der individuellen Altersplanung einen verlockenden Rahmen. Dann – noch einer mieh – Pete Haaser entert mit seinem Akkordeon die Bühne. Ungerm Fluss, Jlöhndije Fäjer bekommen als humanistisch geprägte Vergangenheit des kölschen Miljöhs ne ganz neue Stimmung, nachdem Frank Jächt einen längeren Prolog abgenötigt hat, um seine Gitarre in tune zu bringen. Sie verstehen sich halt blind und joot. Auch das ist der Zauber von live. Diese Tri(o)logie von 2 Gitarren und Akkordeon und dem Rest der Gang ist ein weiterer Beweis, wie es mit Akkordeon stampft und rockt und urgewaltig rollt, Dunn Dat kommt krachend wie ein Donnergrollen. DAS Thema der kommenden Nacht in meinem Schädel deededede dede dede dede dede dedede dee … so ungefähr… der Bass… wie Morsezeichen, für die, die’s nicht lesen können: Antwort! Bis unter die Knochenhaut brennend. Die dicksten Bretter bohren sie in der zweiten Hälfte. Unfuckingfassbar!
Arche Noah wurde aus der güldenen Schatulle der glorreichen Vergangenheit gehoben. Zappsäul Aach, so multi-kulti wie bittersüß hat so einen schönen großen Gitarrensound und klingt dabei so wunderbar höösch. Die Täuschen-und-Tarnen-Hymne ist nach wie vor D’r Jupp, der aktuelle Style ist Kranzplaat an Rastalocke, die Musik dazu ein Duell, ein Feuerwerk, ein Gitarrenkracher. Wo soll es noch hin? Ich will jetzt diesen verdammten Stuhl nicht mehr haben, wohin soll ich mit mir? Ich werde im Ausdruckstanz explodieren und meine tausende Ichs werden in dieser Höllenglut von Alles im Griff verdampfen. Die Fenster werden gleich bersten, die frisch geweißte Decke zerbröseln, die Bodendielen sich pulverisieren. Ich halt’s nicht aus! Vorsicht! Hochspannung! Lebensgefahr! Die Stimmung hat den Rotlämpchenbereich jetzt endgültig dauerhaft überschritten. Pfeifende Rückkopplungen, der Alarmstufe ziemlich nahe. Erstmal kurz abdampfen, bevor es in den Zugabenblock geht. Vorher – und selbstverständlich nur als Service für die älteren Herren unter uns Pastorentöchtern – fragt Jächt das Fußballergebnis Deutschland-Faröer ab. Wie eine Frau? Was ist mit euch los? Nicht nur das Ergebnis, auch die Torschützen werden ordnungsgemäß gemeldet. Donnerlittchen!

Alles bisher war nur Pillepalle, war nur der Countdown für JETZT – wie eine bisher zurückgehaltene Energie bricht sich eine verdächtige Gitarrenlinie an die Oberfläche des brodelnden Orkans aus Adrenalin, alle Sinne schärfen sich für Maach Op. Fordernd, flehend, bittend, bettelnd, lendengeil. Es ist ausschweifender Augen- und Ohrensex jenseits des begreiflichen… in selig machender musikalischer Ohnmacht fleeje jonn, niemieh lande… Es ist ein Hochamt bis zum letzten Seufzer einfach nur zum niederknien und heulen schön. Pech han scheint da nur folgerichtig, Pete kommt zurück und gibt mit Helmuts bottleneckgliding dem Ganzen noch ein bissen Countryfeeling. Wer hat an der Uhr gedreht… es ist schon nach Mitternacht, wow, let’s have a night session! Es liegt noch ein ganz besonderes Zückerchen parat! Frisch uralt verknallt liebe ich heiß und innig und lasse es genussvoll und unter mitsingen aus vollem Hals in mich einsickern. Brahm bassert und schwingt von den Schultern bis in die Hüften locker durch und Pete lässt das Akkordeon tief atmen, so dass der rote Balg verheißungsvoll leuchtet. Wir sparen uns jetzt dieses hin und her und bleiben direkt, gibt Jächt als Parole aus. Jeile Welt hat diesen tollen Rhythmus drunter, ist so schön zum in die Luft gucken, einfach rund und großartig, bis die letzten Schwingungen in diesen grandiosen Abend verfliegen.