Fortsetzung......

"Wenn ich tausend Seelen hätte, ich würde sie dir alle schenken. Doch ich habe nur die eine, und die nimm dir tausendmal." Ein Motto, das besser als jeder ausführliche Prolog den Werdegang von I Muvrini beschreibt, von der Gründung durch Jean-Francois und Alain Bernardini über mehr als ein Dutzend Alben (davon etliche Live-Aufnahmen, da das Publikum für die Gruppe immer eine große Rolle gespielt hat) bis hin zu dieser neuen anspruchsvollen Kreation. Dabei ist "Alma" eher ein Neubeginn als eine weitere Etappe, eher eine Quintessenz von nicht unbedingt greifbaren aber sehr reellen Eindrücken und Gefühlen als eine Zusammenstellung einzelner Lieder.

Bei I Muvrini gibt es nichts, was zu seiner Zeit nicht seine Bedeutung gehabt hätte. Doch nachdem sie ihre Jahre damit verbracht haben, weltweit Konzerte zu geben und nach dem Riesenerfolg des vorherigen Albums "Umani" (2002) ist die Gruppe aus Korsika mit weltweiter Ausstrahlung nun im Begriff, ihr bisher reifstes und gelungenstes Werk dem Publikum vorzustellen.

Ein Album, so frei und luftig wie der Geist einer Zeit, den man ändern möchte, um ihn nicht weiter ertragen zu müssen. I Muvrini haben sich immer dagegen gewehrt, wenn man sie einer kulturellen Minderheit zuweisen wollte: "Dass unsere Sprache von nicht mehr als 40.000 Personen gesprochen wird, ist nicht das Problem. Was zählt, ist der Ausdruck, nicht die Sprache. Die Einheit, die uns versammelt, die Verschiedenartigkeit, die uns bereichert. Diese Philosophie vertreten wir", erläutert Jean-FranVois Bernardini. Und die dreizehn neuen Lieder bestätigen, dass das Engagement von I Muvrini immer und zuerst moralischer Art ist. Der Künstler darf sich Sorgen machen, aber er muss optimistisch und lebensbejahend bleiben; es ist unbedingt wichtig, dass er uns seine Gedanken mitteilt, ungeachtet der gegensätzlichen Stimmungen und Trends.

Mit "Alma" bekunden I Muvrini weiterhin ihre Identität und betrachten sie diesmal besonders als etwas Verbindendes und nicht als Zufluchtsort. Der Wanderer ist kein Einzelgänger. Er profitiert von allem, was er auf seinem Weg findet und aufsammelt, von jeder Begegnung. Bestes Beispiel dafür ist das afrikanische Duo, das dem gesamten Werk ein besonderes Licht verleiht. "Ich habe schon immer eine große Vorliebe für dieses Volk und seine Kultur gehabt", erklärt Jean-FranVois Bernardini. "Afrika ist ein Kontinent, der einen nicht mehr in Ruhe lässt. Eine Begegnung, eine Passage, die sich auf dem Album in einigen Liedern widerspiegelt." Festlichkeit und Tradition, Erde und Salz, mit einem Höchstmaß an Offenheit. Alles ist möglich geworden dank dem exemplarischen Musikgenie von I Muvrini und der Fortsetzung einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Bassisten-Talent von der Elfenbeinküste, César Anot, in der Rolle eines idealen Co-Produzenten.

"Alma" wurde teilweise in Johannesburg eingespielt, ist aber darüber hinaus im Grau enger Mauern eines kleinen Studios entstanden. Doch sie wird sich daraus befreien, diese "Seele", mit den weit ausgebreiteten Flügeln der schillerndsten Hoffnungen. Zwei Jahre haben I Muvrini sich Zeit gelassen, bis sie es nun endlich wagen, diesen Reichtum an Klängen und Ideen der Öffentlichkeit vorzustellen - ihre melodiöse Realität, geschöpft aus dem Mittelmeer, und wie eine Liebkosung für alle, die gern in seiner weitreichenden Strömung Sonne tanken.
"Fate", "Omi è Donne", "Era una volta"... jeder Titel kommt auf uns zu wie eine Muschel, die wir im feuchten Sand aufheben möchten. Wenn wir sie ans Ohr halten, befreien sich wunderbare Seelen und wir nehmen viele schöne Stimmen wahr.

Die Botschaften treffen uns mitten ins Herz: "Damit du lebst, singe ich immer weiter" in "Quandu senterà" oder "Das, was du festhältst, wird vergehen, es ist das, was du gibst, was bleiben wird" in "Iè". Das Wesentliche treffen, ohne es direkt berühren zu wollen... so der Tenor in "Le temps qu'il fera". Kleine Rinnsale zum Fließen bringen, zum Schillern in Regenbogenfarben, in Quellen, die sprudeln und aus denen wir eines Tages trinken können. Seinen Durst löschen mit Verständnis und Empfindungen. Ein musikalisches Ehrenwort, in Text und Lied...

Wie eine Flaschenpost, die ins Meer geworfen wird - und als Antwort auf jegliche Bitterkeit oder Resignation - erklingt zur Eröffnung von "Alma" ein lautes und deutliches Ja /"Iè ". Dieser Opener ist auch erste Single mit seiner mitreißenden Melodie, denn das Leben pulsiert, und es erfrischt so spontan wie ein Schluck klaren Wassers mitten im Sommer.

Jérôme Soligny - 2005

Deutsche Übersetzung Gerda Marie Kühn