Sie tragen die Seele weit hinaus in die Welt....

Fortsetzung:

Schon beim ersten Titel "Omi È Donne" sind die beiden Stimmen von Bongani und Faith ein schöner rhythmischer Background. Hat einen schönen Drive! Stéphane und Martin haben stimmgewaltige Unterstützung bekommen. Alain kommt hinzu und JF sehe ich ganz ungewohnt an der E-Gitarre. Ich suche noch nach dem Titel, als ich den Text in violetter Schreibschrift auf den Bildflächen sehe, aha, natürlich, "Di Quale Si l'Amore" von der Umani ist direkt ansteckend. Prima, das Publikum geht sofort mit. Toll! Das Programm ist natürlich ganz stark auf die neue CD abgestellt, aber ein paar all-time-goodies dürfen natürlich nicht fehlen. Dazu zählt ganz unbedingt "Diteli". Traurige unschuldige Kindergesichter, Katastrophen, Ungerechtigkeit, Elend aus aller Welt, Loic Tallebrest betritt aus dem Hintergrund die Bühne und spielt den Dudelsack richtig laut und fett, als wolle er uns das nicht vergessen lassen.

Immer etwas ganz Besonderes ist "Agnus Dei", traumhaft schön, ganz sparsam und äußerst intensiv. Fünf Sänger im Halbkreis am Mikrophon, Achims breite Keys darunter, farbenfrohe bunte Kirchenfensterbilder tauchen die Bühne in ein warmes Licht. Immer wieder beeindruckend!

Alma - die Seele, hat eindeutig ihre Wurzeln in Afrika. Warum gerade Afrika? Wiege der Wiege der Menschheit. Seelenverwandtschaft vielleicht. Rhythmus, Sound, der erdige Grundton bestimmen ganz markant die Songs der CD und zeigen unverkennbar ihre Handschrift. Das ruhige "Fate", "Vole" kommt bunt daher - bildhaft und musikalisch, Laurence setzt mit der Geige musikalisch Akzente, manchmal ein wenig dominant. Das afrikanische Feeling kommt gut durch und steckt an zum Mitklatschen. Es wird gegroovt auf der Bühne. Dieser wiegende bewegende Rhythmus von "Quandu Sentera" hat mich schon beim erstem Mal hören direkt mitgenommen, Patrick wechselt immer wieder mal die Gitarre und versteckt sich fast. Dabei spielt er absolut exakt und kommt sehr gut rüber. Sauber und klar auch die Cetera bei "Un Ti Ne Scurda". Er hat sich gleich in meine Ohren gebohrt.

Mit großer Spannung warte ich natürlich auf "Alma". JF überleitet mit großen Worten in den Titelsong. Alains helle kraftvolle Stimme, sphärische Klänge drunter, das Alma-Motiv. Wieder die Geige. Als dann zum Refrain die Stimmen von Martin und Stéphane dazukommen, wird mir ganz warm ums Herz. JF schließt die Augen und lässt sich dahintreiben. Man spürt, wie ganz besonders nah im gerade dieses Lied ist. Lichtkegel fluten die Bühne, als Alain und JF für den langen Applaus Laurence in ihre Mitte nehmen.

JF hat natürlich Texte aus seinem Buch "Sarah" mitgebracht. Einfache klare Worte. Er liest sie mit großer Eindringlichkeit. Auch wenn ich nicht alles verstehe, ich höre ihm gerne zu. Ein Weg, ein Haus, ein Baum stilisiert die Geschichte von "Le Temps Qu'il Fera". DAS Herzstück neben Alma auf der CD. Hinten sehe ich mit der Paglia Orba ein markantes Stück Korsika. Und auch hier wieder freut sich das Publikum über die Aufforderung zum Mit- und Weitersingen. Noch eine kleine Geschichte aus "Sarah" bekommen wir geschenkt, und "Era Una Volta". Da ist wieder der helle Klang der kleinen Flöte, die Loic so hingebungsvoll spielt.

I Muvrini haben die Musik mit sprechenden Bildern unterlegt und tolle Lichteffekte installiert. Ein Gesamtkunstwerk fast. Landschaften von Korsika in intensiven kraftvollen Farben, die mit der Musik alle Sinne ansprechen. Der Himmel über den Bergen tief orange, das Meer und nautische Instrumente im Bild sprechen von Reise und Abschied. Bunte afrikanische Masken, Bilder einer Kirche, eines Friedhofs, eines Dorfes, grüne Wälder. Die Bilder sprechen davon, wie fest die Musik und I Muvirni dort verwurzelt sind. Symbolcharakter hat es ganz bestimmt, wenn das Publikum und die Musiker immer wieder in die Bilder hinein montiert werden. Gemeinsamkeit, Teilen, damit es mehr werden kann und viele erreicht.

Der Opener der CD leitet schon den Schluss des Programms ein. "IÉ" - JA!! steigt visuell rasant per Fahrt mit dem korsischen TGV durchs Land ein. Dieser fast rockigen Nummer mit der markanten Geige und dem Dudelsack folgt "Chi Sara". Da geht es richtig gut ab, mächtig Druck macht der Bass, Patrick rockt die E-Gitarre. Eine richtig schön knackig mitreißende Nummer, davon hätte ich mir noch die ein oder andere mehr gewünscht. "Per Amore" hatte auch schon etwas Dampf drunter, dafür sorgte schon Loic mit dem Dudelsack und natürlich das Publikum.... Auch "Chi Sara" wird sehr ausgiebig zelebriert, am Ende wird es noch einmal aufgenommen, die Band kommt nach vorn an den Bühnenrand für die große Verbeugung und die Musik läuft im Hintergrund weiter.

Große Freude überall, Winken, Lachen und das Publikum hat sich erhoben und klatscht begeistert den verdienten Applaus. JF stellt die Musiker und Sänger vor. Eine schöne Geste. Sie alle haben großen Anteil am Erfolg dieses Show und jeder bekommt aufrichtigen herzlichen Applaus. Und als die Musiker die Bühne verlassen, wird das Klatschen noch ein bisschen lauter, fordernder, von Fußstampfen unterstützt und Pfeifen. Sehr zu meiner Freude kommt Alain auf die Bühne für "Filicone", von der Geige kommt der bekannte Tune und Achim liefert einen breiten Klangteppich drunter. Wunderschön. Das Publikum im Centre Culturel wird heute Abend echt gefordert. Ein ums andere Mal dürfen wir die Lieder aufnehmen und fast endlos fortführen, so auch beim Klassiker "A Voce Rivolta", das darf niemals fehlen! Mit Stromgitarre und fettem Bass, Loic zieht mit dem Dudelsack kräftig an, die Batterie mit ordentlich Wumm und dann schon übernimmt das Publikum die Regie, immer und immer wieder... Ebenso tun sie es ganz am Ende mit "Un Sognu Pe Campa". Zugegeben, da stört es mich ein bisschen. Achim lässt sein Piano ein wenig wie ein Xylophon klingen, sehr schön, ein bisschen E-Gitarre gibt's noch dazu. Mit diesen Klängen verlässt das Publikum den Saal, während eine Gruppe Zuhörer immer und immer wieder in "A Voce Rivolta" einstimmt. So nimmt jeder sein Lied mit in die Nacht.

Christel Amberg-Wiegand für www.muvrini.info