Fortsetzung.....

Durch wachsenden Erfolg motiviert, überschreiten I Muvrini einige Jahre später die Grenzen des Mittelmeerraumes und nehmen teil am Printemps de Bourges, bei Musikveranstaltungen in Bobino oder in der Bretagne, einem weiteren Gebiet regionaler Eigenständigkeit. Auf ihren Touren betreiben sie engagiert die Veröffentlichung ihrer Schallplatten und können zusehen, wie sich ihr Publikum ständig erweitert: Im Sommer 1993 sind die Konzerte auf der Insel ausverkauft, was bedeutet, dass ein Drittel der gesamten Inselbevölkerung ihre Konzerte besucht hat. Sehr bald erliegt auch das Publikum in Paris der Ausstrahlungskraft der Gruppe: in den Konzertsälen Zénith und Bercy. Im Jahr 1998 liefern I Muvrini den Beweis, dass sie mit beiden Beinen fest auf der Erde stehen, auf der Erde, von der sie sogar kleine Tütchen bei ihren Konzerten verteilen, eine ihrer Gesten, wie auch ihr Auftritt im Gefängnis von Baumettes in Marseille. I Muvrini sehen der Welt offenen Auges entgegen und gehen auf sie zu. Dabei kommt es zu Begegnungen mit Jacques Dutronc („Corsica“ auf dessen Album „CQFD“) und mit Véronique Sanson, ein Zeichen dafür, dass die Gruppe mittlerweile in ihrer wahren Bedeutung anerkannt und angemessen gewürdigt wird. Künstler wie Lou Reed, Sting, Michel Fugain und Florent Pagny zählen zu ihren glühendsten Bewunderern.

Ausgehend von dieser Anerkennung und einzig und allein auf der Grundlage von Überzeugungskraft und dem Bedürfnis, die eigene Kultur mit anderen zu teilen, etwas mitzuteilen von diesem Boden, der den Menschen prägt, kreieren I Muvrini die Worte und Melodien ihrer Lieder. Das Album „Leia“ (Das Band), das im Mai 1998 erscheint, steht als Symbol für ein Korsika, das den Blick nach vorne richten möchte.

Es ist ein neuer Schritt auf andere Horizonte zu, in andere Klangwelten, der dieses Jahr 1998 insgesamt beflügelt. Dieser Elan manifestiert sich in zwei herausragenden Konzertereignissen in Bercy am 5. und 6. Juni und in einer nationalen und internationalen Tournee, die die Gruppe quer durch Europa führt. Insgesamt lauschen 300.000 Besucher diesen Zeugen ihrer Zeit und bringen ihnen ihre Begeisterung entgegen. „Leia“ durchreist im Jahr 1999 als „goldene Schallplatte“ viele Länder: Griechenland, Italien, Kanada..., und die verschiedensten Regionen, viele gastfreundliche Kulturen bestärken die Gruppe in ihrem Wunsch, diesen Weg weiter zu verfolgen. Es geht nach Deutschland, mit Zwischenstationen im Pariser Zénith und im Olympia, in die Schweiz zum Paleo-Festival von Nyon mit einem Auftritt vor 40.000 Zuschauern, nach Belgien zu den Francofolies... überall plädiert man für die Gruppe und ist begeistert von ihrer Musik und ihrem Erfolg.

I Muvrini weisen die Situation des Scheiterns zurück, die Korsika zu blockieren scheint. Sie haben ihre Musik geöffnet und anderen zugänglich gemacht, ohne dabei ihre Wurzeln zu verleugnen. Dadurch haben sie dazu beigetragen, den Entwertungsprozess der korsischen Musik aufzuhalten und ihr neuen Spielraum zu verschaffen. Ihre musikalische Palette leuchtet heute in vielen Farben: Zum Ensemble der Gruppe gehören ein Madegasse und ein Bretone, und es vermischen sich die Klänge des Cajun, der Kelten, von Jazz und World. Ihre Neuaufnahme des Liedes „Fields Of Gold“ von Sting (im Duo mit dem berühmten Verfasser) - unter dem Titel „Terre d`Oru“ - ist dafür Bestätigung genug. Als Künstler mit Herz haben die Brüder Bernardini aus der traditionellen korsischen Polyphonie die Quelle einer universellen und zeitgemäßen Botschaft gemacht, die dazu geeignet ist, zuverlässige Bande zwischen den Menschen zu knüpfen. Das demonstriert auch die „Best of“-CD, die einen Überblick über die langjährige und ansehnliche Karriere der Gruppe und ihrer 13 Schallplatten verschafft.

„A Strada“ enthält die bedeutendsten Augenblicke im Schaffen von I Muvrini, unter anderem das Duo „Terre d`Oru“ mit Sting und die Neuaufnahme des Titels Amsterdam von Jacques Brel. Die Tatsache, dass sie ein solches Monument der französischen Chansongeschichte reproduzieren, ist für I Muvrini sehr viel mehr als eine Würdigung des Künstlers Brel. Sie möchten damit ihren Weg fortsetzen, den sie mit so manchem ihrer Duos bereits vorgezeichnet haben: die Musik als Weltöffnung, die über die oft engen Grenzen hinausgeht, durch die sie sich im Land ihrer Herkunft manchmal festgehalten fühlen.

„A Strada“, der Weg, er setzt sich fort, von Stadt zu Stadt, vom kleinen Dorf bis in die Hauptstädte, von einem Ufer zum anderen, von Festivals zu Konzerten... und während der Korsika-Tournee 2000 lädt die Gruppe die israelische Sängerin Noa in Ajaccio und Rospigliani zu zwei außergewöhnlichen Gastspielen ein.

Im Laufe einer Tournee mit Auftritten auf den größten nationalen und internationalen Bühnen, vom Pariser Zénith bis nach Bercy am 14. Dezember 2000, vom „Forest National“ in Brüssel bis zum „Paradiso“ in Amsterdam überbringt das Album „A Strada“ seine Botschaft, die jeder versteht: von einer Identität, von Unterschieden, die gern der Zement der Gemeinsamkeiten sein würden.

Bevor I Muvrini Tausende von Menschen um sich versammeln konnten und zu einem wahren Symbol geworden sind, haben sie mutig und unbeirrt einen langen Weg zurückgelegt, aufgebaut auf künstlerischem Talent und mit viel Liebe. Ihre Lieder sind derzeitig und für die Zukunft ein Beweis dafür, dass man auch in einer wenig verbreiteten sogenannten „kleinen Sprache“ Kreation, Toleranz und eine humane Gesinnung demonstrieren, besingen und feiern kann. Es geschieht in der gleichen Ausdrucksform und aus dem gleichen Verbundenheitsgefühl heraus, das alle Menschen, woher sie auch kommen, ihrer Heimat entgegenbringen: „Wenn die Korsen ihrem Land, ihren Grundfesten Liebe entgegenbringen, dann wissen sie auch, dass diese Liebe überall auf der Welt, in allen Kulturen, im Herzen eines jeden Menschen empfunden wird. Sein Land besingen, das bedeutet alle Länder der Erde zu besingen“ ... Überall steckt in der Musik viel Kraft... auch auf Korsika...