Der 1. Advent.....

Ein letztes Mal in diesem Jahr kamen I Muvrini für ein paar Konzerte zu uns, dieses mal nach Sint Truiden, Belgien. Für uns war es wie immer eine besondere Freude des Wiedersehens. Gibt es eine schönere Art, den 1. Advent zu feiern, als mit den Sängern und Musikern von I Muvrini? Es passt alles so wunderbar zusammen, sie bringen mit ihrer Musik Licht in unsere Herzen und wärmen die Seele. Ganz besonders jetzt, wo es draußen grau ist und kalt, so wie an diesem Sonntag in Sint Truiden, freue ich mich auf ein weiteres Konzerterlebnis. Das Konzert wurde kurzfristig ins Kulturzentrum verlegt, da im Academiezaal die Heizung defekt ist. So mussten die Techniker in Windeseile den Set stellen, die Musiker hatten nur Gelegenheit für eine kurze Soundprobe, bevor es mit nur wenig Verspätung beginnen konnte. Jean-Francois begrüßt uns auch diesmal mit den Worten und der eindringlichen Bitte "Ne fermez pas la porte", begleitet von Jean-Francois Ott am Cello. Ein schöner Opener ist das, die wohlklingende Stimme getragen auf den tiefen Tönen des Cellos nimmt mich gleich gefangen. Die Sänger beginnen wie schon in den vorigen Konzerten die Polyphonien mit dem Requiem, darauf folgt Kyrie, das wunderschöne Salve sancta parents und Domine. Diese wohltuende Ruhe, die von diesen Liedern ausgeht, scheint auch das Publikum zu empfinden. Sehr verhalten kommt der erste Applaus, als wollten sie diese Ruhe nicht stören. Heute stehen Marc und Franck Ventura wieder mit auf der Bühne und machen den Gesang noch dichter, er bekommt noch mehr Volumen und der Rahmen noch mehr schillernde Facetten.

George Kochbeck ist wieder der Mann an den Tasten. JF stellt ihn und auch Jean-Francois Ott mit großer Freude vor. Die beiden liefern ein traumhaftes Zusammenspiel, haben noch während des Soundcheck an Details gefeilt. Zu "Un so micca venuti" kommt Alain mit auf die Bühne und gleich darauf Stephane im Hintergrund zu "Filicone", was George klar und hell ausklingen lässt. Wunderschön! Wie könnten wir also JF's Frage ob es uns gut geht, anders als mit JA beantworten? Wir hören ihm, dem großen Storyteller, nur allzu gern zu, wenn er von den korsischen Liebesgeschichten erzählt, deren wehmütiges trauriges Ende "Di" erzählt. Und George gibt eine sehr schöne zarte Begleitung dazu. Ganz anders dann "De la vostre mane", kraftvoll und mit Loops und Rythmus unterlegt die Stimme von Alain mit JF an der Gitarre. Viel Abwechslung, ein Kommen und Gehen ohne jemals unruhig zu wirken. Die Musik fordert Aufmerksamkeit und so bekomme ich oft gar nicht mit, wenn Alain oder Stephane aus dem Bühnenhintergrund hervortreten ans Mikro. Meine persönlichen Favoriten sind immer wieder "Lode di u sepolcru" und "Agnus Dei". Umwerfend!!!! Gänsehaut!!! Natürlich auch "A Strada" und "Un sognu....", nicht zu vergessen "Ci teneremu caru" mit kraftvoller Klavierbegleitung und dem zarten Cello dazu. Alle Lieder haben etwas Besonderes, eine besondere Magie, eine eigene Schönheit.

Ich bin immer wieder tief berührt, so oft wie ich es schon gehört habe, von dieser Intensität. Ich glaube, es ist die besondere Art der Polyphonien, die mich im Gegensatz zum klassischen Chorgesang so berührt und beeindruckt. Jede einzelne Stimme selbständig geführt, wie im Dialog miteinander, diese Gegenbewegungen gerade bei den hohen und tiefen Stimmen wirken wie ein Kontrast und sind doch als Ganzes wunderbar harmonisch. George hat sich während der mehrfachen Gastspiele gemeinsam mit JF viel Raum für seine Begleitung erarbeitet. Die Stücke bekommen mehr Tiefe, mehr Raum zum "atmen" ohne sich zu verlieren. Seine Begleitung ist nah dran und bietet doch Gelegenheit zu eigener Improvisation und kleinen Überraschungen...... Die hat auch JF parat, als er den Synthesizer spielt und ihm traurig sphärische Klänge zu "Anu lasciatu" entlockt..... Martin, Marc, Stephane, Maurice und Franck begleiten JF und Alain.

Nach einer kurzen Pause nach Diteli läßt Jean-Francois Ott schon die ersten kleinen Töne von "A tè Corsica" erklingen. Unter Applaus kommen I Muvrini zurück auf die Bühne und stimmen in IHR Lied ein. "Terra" die Liebeserklärung an ihr Land, einfache klare Worte, eindringlich und stolz. Diesmal führt Stephane das Lied an und das Publikum verliert seine Zurückhaltung, standing ovations! Das letzte Lied ist ganz im Sinne von I Muvrini, sie stimmen es an und geben es an uns weiter, eine traurige sehnsuchtsvolle Melodie, immer wieder stimmen wir an und lassen sie neu beginnen. JF begleitet an der Gitarre, George im Hintergrund den Synth, das Cello dazu und es scheint nicht enden zu wollen........ Sie geht mir lange nicht aus dem Kopf an diesem Abend. Viele viele Verbeugungen, Lachen, Klatschen, DANKE!!! Wir schenken uns gegenseitig das Versprechen wiederzukommen.

Christel Amberg-Wiegand für www.muvrini.info