NOUS VENONS DE CES CHANTS QUI NE
S'ENDORMENT PAS --------- Die Gesänge,
aus deren Welt wir kommen, verklingen nicht ihre
Stimmen sind in uns lebendig, als wären sie ganz
nahe, wie wir uns an die ersten Worte unseres ersten
Buches erinnern; durch die Kraft dieser Gesänge
sind wir groß geworden, durch die Liebe dieser
Stimmen wurden wir geprägt. Als Kinder wussten
wir vielleicht schon, dass sie für morgen singen würden.
Ich erinnere mich an die Hand meines Vaters,
mit der er unsere Kinderhand fest umschloss, mit der
er uns bei den ersten Schreibversuchen führte
wie ein Versprechen, das er gegeben hatte wie er unsere
Versuche auf der Hobelbank begleitete und uns auf manchen
Wegen vorausging, mit der Geduld, die man braucht,
um den Teig für ein Brot zu kneten, mit diesen
einfachen Gesten, in denen alle Liebe der Welt liegt
und mit denen Menschen etwas ausdrücken; für
sie war das Singen das einzige Zeichen ihrer Würde,
als hätten sie nichts anderes mehr, um mitzuteilen,
dass sie eine Seele haben. Unseren Vätern
war dieser Gesang sehr wichtig, so wie jede Quelle für
das Leben wichtig ist; mit ihren Liedern sind
sie in den Krieg gezogen barfuß, ohne jeden
Traum, manchmal alles entbehrend und mit ihren
Gesängen, die sie feierlich zelebrierten,
haben sie sich gegenseitig beigebracht, den Glauben nicht
zu verlieren, zu leben, nicht aufzugeben und sich zu
entfalten. Trotz ihrer dunklen Schatten hat die
Zeit uns diesen Hoffnungsschimmer gelassen, als Pulsschlag
für unsere Seele, als verborgene Quelle, die unseren
Durst löscht, als Aufforderung, unser Land und
seine Zukunft zu besingen. Und unsere Wege führen
immer wieder zu diesen Gesängen zurück, in
liebevollem Angedenken... in gutem und freundschaftlichem
Angedenken, und wenn sich alle Stimmen der Welt vereinen,
um eine Polyphonie der Welt zu singen, dann müssen
sie ihre Stimmen in Einklang bringen.
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Das ist der einzig mögliche
Weg, der einzige Weg, um einander zu verstehen,
die einzige Nahrung, die sie am Leben hält, immer
dann, wenn sie sich begegnen... wenn sie sich erheben,
aus vollem Herzen, aus voller Überzeugung,
aus freiem Willen und einem einzigen Echo als
Antwort... auf der Suche nach weiteren Stimmen, die
ihren Gesang aufnehmen... um die lückenhaften Erinnerungen
wieder aufzufrischen. Heute wollen sie die anderen
Stimmen der Welt kennenlernen, sie suchen die Begegnung,
sie singen weiter, immer weiter, und wenn sie ihren
Namen nicht genannt haben, wenn sie ihren Namen nicht
unter ihre Lieder geschrieben haben, dann werden wir
uns daran halten, wir setzen ihren Weg fort, wir
gehören zu ihren Stimmen. Hier bei uns
gibt es keine Straße, keinen Weg, der sich ihrer nicht
erinnert, kein Stück Himmel, keinen Berg,
es gibt keinen Stein, keinen Stein, kein Haus,
keinen Brunnen, es gibt keinen Winkel, in dem
ihr Echo nicht widerhallt. Wir gehören zu
ihren Gesängen, wie ihre Stimmen zu uns gehören;
sie haben sich erhoben und haben gesungen, nur
um den Geist eines Volkes lebendig zu erhalten, sie
haben gesungen, nur um zu geben, um zu leben.
Auf dass alle in ihre Lieder einstimmen, so wie
sie gesungen haben und weiter singen werden als Atem
der korsischen Erde. Wir gehören zu ihren
Gesängen, wir werden uns daran halten, wir
setzen ihren Weg fort.
GF Bernardini
10. Polyphoniefestival in Calvi,
am 16. September 1998
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