01. Oktober 2005, Kammgarn Schaffhausen

Fortsetzung:

Auf der Reise um die Welt hat der Wind von überall her Stimmungen, Themen, Rhythmen und Temperamente mitgebracht. Südamerikanischen Tango aus Montevideo, die Schwüle der Bar Casablanca, wehmütiges Fernweh aus Amsterdam und mitreißende Sommerstimmung aus Chiaramonte Gulfi in Sizilien. Pippo hat eine tolle Combo um sich geschart, das Palermo Acoustic Quartet. Feinfühlig und beherzt an ihren Instrumenten verstehen sie es blendend, dieser Sprache Klang zu geben. Antonello an den Keys und am Akkordeon, das so wunderbar nasal klingt, Enzo, mit flinken Fingern an den Gitarren, Toti an der Batteria mal besenkreisend, mal heftig Druck machend zusammen mit Luca, der sich am Kontrabass förmlich auslebt. Dann zieht sich Pippo vornehm zurück und überlässt seinen Musikern die Kunst der sorgfältig gelenkten Improvisation. Soviel Dynamik und Drive hat das, es fällt mir schon sehr schwer, still zu sitzen. Die Bestuhlung erzwingt leider eine gewisse Zurückhaltung, ich fühle mich ein bisschen ausgebremst. Bei nächsten Wiedersehen in Aschaffenburg wird das gewiss anders sein!

Und Pippo selbst vertieft sich in seine Erzählungen, begleitet sich an den Tasten und mit der Gitarre und schafft eine Vertrautheit, als ob man in einer warmen Stube am Feuer sitzt und seinen Liedern und Geschichten lauscht. Elegant bewegt er sich in allen Stilen, malt feinfühlig Klangbilder, legt Tempo zu oder verstreut sich im leisen Ausklingen der letzten Akkorde.... Wo nimmt er nur diese Stimme her? Dieser kleine beinahe schüchtern zurückhaltend wirkende Mensch vermag jedes und alles Gefühl dahinein zu legen. Er beweist wieder einmal, dass allein die Musik verstehen lässt, ich kann sie förmlich fühlen, verstehe sie auch ohne Zutun der Worte.

Ich habe Pippo vor vielen vielen Jahren gesehen, als er mit K.W. unterwegs war und ihn das deutsche Publikum entdeckte. Irgendwie hatte ich ihn aus den Augen verloren. Vor einigen Monaten in Frankfurt sind wir uns wieder begegnet und ich war mehr als angetan. Diesem Eindruck wollte ich heute nachspüren und ich stelle fest, dass er sich bestätigt und sehr intensiv nachklingt. Man begegnet sich immer zwei Mal, heißt es. Die Zeit musste wohl erst reifen dafür. Danke, Pippo, für diese großartige Konzert! Das Miterleben Deiner Reisen.

Christel Amberg-Wiegand für www.erlebtemusik.de

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