15. 12. 2012

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Schmidbauer & Pollina & Kälberer - Süden - in Rockenhausen

(bk) "Süden" neulich im tiefen Pfälzerwald am Donnersberg in Rockenhausen - wunderbares Konzert war das!!! Unser vorweihnachtliches Jahresendhighlight verschlug uns diesmal in den tiefen Pfälzer Wald - ich gestehe - es gibt durchaus noch weiße Flecken auf meiner Konzertreiselandkarte - jetzt dann wieder einen weniger.
Ein herzerwärmendes, mitreißendes, aufrüttelndes Konzert - ihr habt das Publikum von Anfang an mitgenommen auf eure Reise durch den Süden und habt uns die nasse ungemütliche Winternacht vergessen lassen - Danke dafür! Und ein Dankeschön an Martin für die schönste Setlist aller Zeiten :-)
 


14. 07. 2012

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>Website Südenmusik<

 

Schmidbauer & Pollina & Kälberer - Süden - in Eislingen

Wie immer der Dank an Christel Amberg-Wiegand an dieser Stelle für den Review

Süden ist eine Lebenseinstellung...

... ein Lebensgefühl, wenn nicht gar eine Lebensphilosophie. Von wegen naive Blauäugigkeit oder esoterische mondtrommelei, als sei das Leben grundsätzlich Friede-Freude-Eierkuchen, wenn man nur an ein bisschen schaman-schaman glaubt und sich in sonnendurchfluteten Wellnesstempeln voller Mondsteine und Rosenquarze umtreibt. Auch Südenmenschen kennen hell- und dunkelgraue Tage, an denen Sonne, Licht und Wärme fehlen. Sie sind auch nicht weltfremd, im Gegenteil. Die Krux ist aber doch, diese lebensbejahende Einstellung nun gerade deshalb nicht über Bord zu kippen, auch wenn morgens beim Bäcker mal "die Semmeln hart sind". Werner, Pippo und Martin spielen, singen und erzählen in ihren Liedern eindrucksvoll und glaubwürdig davon was sein kann, was es ist und wie es sich anfühlt. Die Stadthalle ist bis auf ganz vereinzelte freie Plätze ausverkauft. Und der überwiegende Teil der Gäste, so ergibt Werners spontane Umfrage, kommt wegen IHM, der prompt einen elvisgleichen Hüftschwung hinlegt und sein bestes Lausbubenlachen ins Gesicht zaubert. Warte nur, nächste Woche spielen wir in Rom, kontert Pippo lachend.
Diese Drei, die in ihren Genen so ähnlich sind, in ihren Gedanken, in ihren Gefühlen, in ihrem Miteinander bräuchten eigentlich kein "Programm". Der Klang ihrer Stimmen geht wunderbar zusammen. Ihre persönliche „Lautschrift“ mit einem dicken Unterstrich sizialianisch-bayerischem Humor überrascht sie hin und wieder selbst und verleiht ihnen Flügel... Aber natürlich mussten sie ihrer Reiseroute einen Namen geben, was lag da näher als "Süden", nachdem Pippo sich so feinfühlig in Werners "Im Süden von meim Herzen" eingeklinkt hatte und sie ja nun mal Südländer sind...
Dem Fluss der Dinge folgen ist glaube ich allen eine natürliche Eigenschaft. Hier im Süden Vol. 2 sind sie endlich dahin gekommen, wohin die Reise schon 2010 begonnen hatte. Auf Augenhöhe und gleicher Wellenlänge entführen sie mit unbändiger Spielfreude, wunderschönen Melodien und neuen Klängen und im wahrsten Sinne handgemachten Rhythmen dahin wo ihr Süden ist. Und weil dies so natürlich ehrlich rüberkommt, ist es hochansteckend und die Stadthalle nullkommanix in Hochstimmung. Momentensammler Zuhörstille, pfeilgeradeaus Mitmachsingen, Begeisterungsapplaus mit Bungeeseil zurück auf die Bühne – ich glaube, es waren drei ausgiebige Zugaben, so viel Spaß hat's allen gemacht. Ein Bilderbuch-Sommerabend. Von denen gab es bisher noch nicht so viele, bei den Konzerten unter freiem Himmel war Petrus, so hörte ich, nämlich gelegentlich im Norden unterwegs.
Zwei Sprachen verschmelzen wie selbstverständlich miteinander, Gedanken und Musikstile ergänzen und vervollständigen sich. „Du singst in a Sprach, de i kaum kenn… Aber i versteh di doch. … Und i hör da zua, und dann sing i da von mir, una conzone per noi.“ Als schon alle Töne gespielt und alle Worte eingesungen und in Studiotechnik gebannt waren, fielen diese in einem ruhigen Moment noch aus den Wolken des Schmidbauer-Südens. "Zwoa Gschichten oa Liad", treffender kann man es nicht sagen.
"Die ganz große Kunst" ist für mich neben "Bruno", eine Geschichte über den Schweizer Bruno Manser, der sein Leben über die Rettung des Regenwaldes verlor, bzw. „verloren wurde“, der herausragende Song des Abends. Kein leichter oberflächlicher Stoff, wenn von den Menschen die Rede ist, die zwar im Süden dieser Erde leben, aber gegen den Norden in den Köpfen dieser Welt prallen und oft genug mit ihrem Leben bezahlen. Humanitäre Katastrophen sind normalerweise nicht unterhaltend und wenig gesellschaftsfähig, aber Pippo ist Pippo und Schmidbauer bleibt Schmidbauer. Ehrlich halt. Dieses Lied sollte als Pflichthausaufgabe, als ständiger Tinitus aller Betonköpfe aller Regierungen und im EU-Hauptquartier (noch besser im UN-Hauptquartier) im Reverse-Modus laufen. Werner sagt es nochmal ganz deutlich, es liegt aber auch an jedem einzelnen von uns. „… wir können reicher werden nur durchs Geben…“.
Süden hat viele Farben und Stimmungen. Zeit, wie sie vergeht und Spuren hinterlässt, "Mir san zu", verballert, verbohrt, mit gemeinsamer Kraft dagegen, kommt als launiger Reggae daher, und es gibt Canzoni, Balladen, traurige, berührende wie "Cento passi", freundliche, heitere, hoffnungsvolle wie das neue alte "Camminando". Geballte Musikalität und Spielfreude ist's, wenn Gitarre, Hang und Tamburine furios das "Nebelmeer" aufmischen. Dieser Tausendsassa Martin Kälberer, so scheinbar im Hintergrund, schickt jeden Ton mit einer besonderen Herznote auf die Reise. Da ist eine geballte Ladung Energie unterwegs! Mit allerlei Shakes, Snares, Cajun, am Akkordeon, vor allem diesem ufo-stylischem Hang, bringt er die Luft zum Schwingen und bereitet seinen Freunden einen wunderbar großen lichten Raum. Der warme, leicht metallische Klang rollt rund und weich wie ein Ball aus seinen Händen. Er fühlt sich an wie Unterwassermusik. Das sind nicht nur Ohrenperlen, das ist auch aufregend und spannend zu sehen. Auf der Reise gen Süden geht es durch Berge und Täler, durch ruhiges Wasser und schnelle Ströme, es ist berührend, heiter bis wolkig, niemals langweilig, einsilbig. In allen Liedern steckt etwas, das man mitnehmen möchte, schützen, behüten, rauslassen, wenn's an der Zeit ist. Süden hat keinen Horizont. 


29. 06. 2012

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Pippo Pollina


Roberto Petroli


Michael Lücker

<Website Zwischen Inseln>

 

Die 10. Toskanische Nacht 2012 in Altenkirchen
mit Pippo Pollina, Roberto Petroli & Michael Lücker

Wie immer der Dank an Christel Amberg-Wiegand an dieser Stelle für den Review

Die Toskanische Nacht Altenkirchen ohne Regen und ohne Pippo Pollina ist ein doppeltes no go! Tags zuvor noch bang den Prophezeiungen der Wettergurus gelauscht und still gehofft, es möge nicht gerade über Altenkirchen Unwettern, sollten unsere wetterlokalen Kenntnisse auffrischen um die Erfahrung, dass man mit einem Jetzt-erst-Rest-Eisbecher dem Platzregen zumindest lecker trotzen kann. Und – auch das ist Altenkirchen – als Pippo gegen acht die Bühne betritt, öffnet der Himmel seine Sonnentore.

Was und wie sehr man etwas vermisst, kommt ja oft erst ins Bewusstsein, wenn es wieder da ist. Pippo zu erleben und seine Musik zu hören, ist ein bisschen wie nach Hause kommen. Es fühlt sich vertraut und gut an. Es zaubert ein Lächeln in die Augen, ein Prickeln auf die Haut und einen Sonnenaufgang ins Herz.

Pippo spielt lange nicht gehörtes, Terra – Milchstraßenlang – und Insième wärmen die Seele. Und später ein schön rockiges Sotto la Ruota – Unterm Rad. Kurz vor dessen 50sten Todestag ein kleiner Gruß an den großen Hermann Hesse; steht es auch für ein Stück deutsche Wirtschaftswunderjahre, als die guten Solinger Messer alljährliche Weihnachtsgeschenke eines Onkels waren. Banneri, Chiaramonte Gulfi, Bossa in Viaggio, Centopassi und … im Sport, so erzählt Pippo, gab es einmal Persönlichkeiten. Solche, die für ihre Ideale einstanden wie Mohamed Ali, den seine Weigerung in den Vietnamkrieg zu gehen, auch zwei Jahre Knast nicht umkehrten. Oder die beiden US-Athleten Smith und Carlos, die als „Black Power“-Geste bei Olympia 1968 schwarze Handschuhe trugen… *jubel* Anni Settanta. Auch schön rockig! Mein Herz freut sich ebenso sehr über Café Caflisch und Camminando ancora und einige andere mehr. Diese Lieder hat er schon unzählige Mal gespielt und dass sie nicht so klingen, als hätte er sie schon unzählige Male gespielt, liegt ganz sicher auch an ihrer ureigenen Substanz, inneren Kraft und Bedeutung, die jeden Seitengedanken an die popgetränkte dolce-vita-Singereien verbieten. Sie sind Marker in der Musiklandschaft und magnetisieren die inneren Pole nachhaltig. Pippo ist nicht nur ein begnadeter Erzähler und Sänger mit einer Stimme, die jede Silbe, ja beinahe jeden Buchstaben veredelt, er ist eben auch ein hervorragender Komponist, dessen Liebe – auch - zur südamerikanischen Musik man gut und gern hört. Bequemlichkeit und Routine verbietet sich Pippo schon allein dadurch, dass er seine Musik immer wieder neu aufstellt und erkundet. Heute spielt Michael Lücker die zweite Gitarre. Roberto Petroli ist seit dem „Abitare il sognu“-Programm fleißig mit unterwegs. Er hat ein neues Blasinstrument am Start: ein Melodion, nicht nur - aber ein bisschen - wie eine Hammond. Passt. Die „Band“ setzt musikalische Glanzpunkte und die drei ergänzen sich prima. In allem, von dem Pippo erzählt oder singt, ist er selbst und auf seine natürliche Art ohne Schnickschnack präsent. Ohne jegliche Überheblichkeit ist er der Platzhirsch. Auch auf ner kleinen Bühne, vor quirligem Publikum. Er ist halt einer der etwas zu sagen hat. Einer der nicht abperlt, sondern eindringt. Einer der Haut zeigt, sein Innerstes nach außen kehrt. Einer der stark ist. Und unglaublich fleißig. So gibt es auch Neues aus dem Süden-Programm zu hören, das vor kurzem mit überwältigendem Erfolg gestartet ist, u.a. Bruno und als letzte Zugabe Passa il tempo. Vor der Bühne spielen Kinder mit tanzenden Seifenblasen. Sie einzufangen ist ebenso vergeblich wie die Zeit versuchen anzuhalten.

Später im Foyer der Sparkasse sehen wir die Dokumentation Fra due Isole – Zwischen Inseln. Pippo selbst übernimmt die kurze Einführung und wir erleben die intensive Annäherung und Auseinandersetzung zweier entfernter Musikwelten, ach was,  planeten!, mit allen Reibungen, die so etwas mit sich bringt und mit dem Entstehen einer neuer Welt. Pippos Lieder und Musik im symphonischen Gewand ist eine spannende Entdeckung. Darüber hinaus erzählt der Film hautnah vom Denken und Fühlen sowohl der jungen Orchestermusiker als auch viel von Pippos Innenleben und veranschaulicht in großartigen Bildern was Pippo seit bald 30 Jahren umtreibt. Absolut sehens- und hörenswert!


31. 05. 2012

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Palermo – Palermo Eine musikalische Erzählung
mit Pippo Pollina (Gitarre, Gesang), Georgi Mundrov (Klavier), Pato Banda (Baß), Jorge Galbassini (Bandoneon & Gitarre), Roman Kuperschmidt (Klarinette), Michael Hohmann (Autor & Sprecher)

 
Wie immer der Dank an Christel Amberg-Wiegand an dieser Stelle für den Review

Es ist eine ganz ungewohnte Konstellation, in der wir Pippo diesmal erleben. Seine Lieder sind ja eigentlich nichts anderes als musikalische Erzählungen. Später erzählt er mit, er habe diese Gastrolle als Teil dieser Inszenierung sehr genossen. Pippo verkörpert nicht nur auf ideale Weise die Figur des Gaetano, es ist auch eine Art Seelenverwandtschaft. Vielleicht hatte Michael Hohmann ihn schon beim Schreiben als Wunschgast im Kopf. Schließlich kennen sich die beiden von Pippos zahlreichen Gastspielen hier in der Romanfabrik. Pippo ist Palermitaner, verließ Sizilien, er liebt die südamerikanische Kultur und vor allem die Musik.

Der Kern der Geschichte ist schnell erzählt: der junge Gaetano kehrt seiner Heimatstadt Palermo den Rücken, es geht nach Buenos Aires und auch dort lebt er in Palermo, einem Stadtteil weit weg vom Meer, wird Familienvater, erfolgreicher Geschäftsmann und Tangomusiker und kehrt schließlich im Alter noch einmal nach Sizilien zurück. Doch auch dort ist die Zeit nicht stehen geblieben.

Michael Hohmann trägt seine Erzählung schlicht und zurückhaltend vor. Lebendig werden die Figuren, die Stimmungen, die Gedanken und Gefühle, die Szenerie, die Atmosphäre durch dieses wunderbare Ensemble. Sie erzählen die Geschichte in Musik. Und mit Pippo hat sie eine ausdrucksvolle Stimme.

Im ersten Teil der Erzählung sind es Pippos Lieder, die die Geschichte musikalisch erzählen. Das flammende Banneri, das Canzone quarta und der temperamentvolle Tanz über dem Tamburin, aber auch ein sizilianisches Volkslied voller Sehnsucht und Wehmut, das er mit Gitarre begleitet. Die Arrangements für Kontrabass, Klarinette, Bandoneon und Flügel schlagen schon den musikalischen Bogen nach Südamerika. Zunächst noch zurückhaltend, dann immer ausdrucksvoller, selbstbewusster, schwungvoller wandelt sich die Tradition zum Tango Nuovo des Astor Piazzolla. Pippo wird sich in dieser Erzählung vielleicht ein Stück wieder finden, dass er auch sein Herz auf der Zunge trägt, spürt man bei dieser ganz ganz seltenen Gelegenheit, da er portugiesisch singt. Tarantella und Tango sind gar nicht weit weg voneinander, ein Erdteil ist dabei nur die geografische Entfernung, musikalisch finden sie durch dieses Ensemble wunderbar elegant zusammen. Die voll besetzte Romanfabrik ist rundweg begeistert und spart nicht mit Applaus. So hören wir als Zugabe noch einmal das Bandoneon, das für uns wohl wie kein anderes Instrument den Tango verkörpert.