Stephan Eicher am Live at Sunset 2007 in Zürich

I'm singing in the rain.... dubdubidubidubidubdub.... oder so ähnlich - klang es irgendwann von Reyn intoniert aus den Lautsprechern im Hof des Landesmuseums in Zürich - Wasserspiele der allerfeinsten Art waren angesagt - nix mit Sunset! Da muss doch was im Argen liegen zwischen dem Schweizer Wettergott und uns - als wir in Lottstetten/Rafz die Grenze überfuhren fing es an zu kübeln - wie eigentlich immer wenn wir die Schweiz bereisen. Wir richteten uns also auf einen nassen Abend ein - und glaubt mir er war sehr nass! Nicht eine Sekunde hat der Regen nachgelassen - eingehüllt in die grosszügig verteilten Regenschütze war man letzten Endes doch darunter geanuso nass wie drüber. Aber man ist ja schliesslich nicht aus Zucker!

Ein wunderbares Konzert war es trotzdem und sei es nur wegen dieser fetten abgefahrenen Version von Rendez-vous gewesen! Ein echtes Highlight und mein persönliches dazu - ebenso wie natürlich immer wieder Eldorado - live einfach unschlagbar!

Live at Sunset 2007

>Fotos gibts hier<

Und hier das Regen-Resumé meiner Haus- und Hofschreiberin Christel - Danke dafür!

Eine grandiose Mogelpackung!

Regen. Keinesfalls Sunset! Seit längerem hat der Schweizer Wettergott eine ausgeprägte Allergie gegen uns, die sich in sintflutartigen Regenfällen oder Hitzeattacken äußert. So kam es, dass in den alten Mauern des Landesmuseums außer uns noch ca. 2000 ebenfalls Anwesende (und nicht zu vergessen die Cateringleute und alle anderen guten Geister) ihre Leidensfähigkeit unter Beweis stellen mussten. Oder anders gesagt: bei den Ticketpreisen ist Regen "All-inclusive" genauso wie die kleidsamen „Regenponchos“. Dabei wäre Sonnenuntergang mit Schampus in der Hand unterm teuren Nachthimmel dem Anlass und Ort absolut angemessener gewesen. Irgendwann kam ein Funken aufrichtiges Mitleid in den zarten Klängen von I’m singing in the rain von der Bühne. Die Stimmung war also schon etwas ausgebremst und trotz heftigster Bemühungen ein kleines bisschen verhalten, aber ich hatte nicht den Eindruck, Stephan Eicher hätte ein Pflichtprogramm abliefert. Eher schon Trotz- und Trostprogramm.

Der Set bekam ein paar Veränderungen verordnet, da Martin Wenk nicht dabei sein konnte. Für ihn holte Stephan Eicher Martijn van Agt (Gitarre, Banjo, backing vocals) und die beiden Berner David Blaser und Lukas Thöni ans Gebläse.

Wieder neue Musiker geben neuen Input. Kleine Details wurden behutsam eingearbeitet und hin und wieder blitzte eine Abwandlung einer bekannten Idee hervor. So wirken die feinen Klangtüfteleien immer wie ein ewiger Jungbrunnen. Die Neuinszenierung wurde vor allem hörbar im markanten Sound des Banjos – das hatte schon Weis nid was es isch einen völlig neuen Touch gegeben - und Gitarrenlinien, mal fein ziseliert, mal kraftvoll gezimmert.

Die Setliste blieb unverändert gegenüber der Club-Tour, lediglich neu ausgewürfelt. Manteau de gloire, Pas d’ami und natürlich Combien de temps und vor allen On nous a donné/Ce peu d’amour kommen in bekannter Wucht und sehr kompakt, die Trinklieder wie immer sehr sorgfältig blau und trunken. Zwei Trompeten zaubern diese Stimmung mehr denn je. Hemmige glänzt immer in Frechheit und Witz, ab da waren wirklich alle parat, La goualante du pauvre Jean ist hinreißend wie immer. Die Limmatkaimädchen laufen diesmal in einer ganz pfiffigen Dancefloorversion auf. Und Eldorado ist auch im strömenden Dauerregen ein Ereignis!

Ein neuer Titel von Martin Suter ist die große Überraschung! Ich denke, er heißt „Niemand“ und wieder schafft es MS, Großes, Alltägliches, aller Menschen Hoffnung und Sehnsucht in einfache klare Worte zu fassen. Ganz getragen und ruhig, beinahe wie ein Gebet oder Psalm steht die Aussage der absolut kirchentauglichen Orgelbegleitung irgendwie nackt gegenüber: niemand soll in den Krieg ziehen müssen, niemand Leid ertragen, niemand Hunger leiden und Ungerechtigkeit ertragen. Menschenrechte anders formuliert? So habe ich es gehört.

Dann, zu den äußeren Umständen passend aber im Inneren viel zu schön, In Wolken. Jeder Ton berührend wie ein Regentropfen auf der Haut, griffig, kernig die Gitarre und das vertonte Gewittergrollen trifft bis ins Herz. Wie auch immer wieder I Tell this night. Regen, nein, lass es diesmal Himmelstränen sein.

Definitiv - allein für dieses unglaublich satte, fette, überreife Rendez-vous hat sich das Ausharren gelohnt. Zwei Trompeten doppeln den Alarm! Welch ein unfassbares Potential steckt in diesem Stück Musik!

Christel Amberg-Wiegand für www.erlebtemusik.de

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