10.07.2014

>Fotoalbum<

Line up:
Philipp Fankhauser - Gitarre, Gesang
Hendrix Ackle - Keyboard
Angus Thomas -Bass
Marco Jencarelli - Gitarren
Richard Spooner - Drums
Horns:
Tomi Geiger - Sax
Lukas Thöni - Trompete, Flügelhorn
Till Grünewald - Sax

 

Basel Summerstage - Fankhauser, Eicher und ein bisschen Regen - was für eine Nacht!

Seit langer Zeit besuchen wir mal wieder ein Konzert in der Schweiz - aber das waren wirklich 3 überzeugende Argumente: an einem Abend Fankhauser, Eicher und dazu noch lange nicht mehr besuchte Freunde in Basel wiedersehen - da mussten wir dabeisein! Und ich würde mich den Rest meines Lebens eine Närrin nennen hätte ich mir das entgehen lassen - Merci und Chapeau an die Herren Fankhauser und Eicher und natürlich an alle die großartigen Musiker, die im Verlauf dieses Abends auf dieser Bühne versammelt waren :-)
 
>Hier geht es zu den ganz persönlichen Betrachtungen über diesen Abend<


21 & 22.09.2012
 

Fotoalbum Warm up Night
Fankhauser & Band


 

Fotoalbum Kai Strauss Band

 

Fotoalbum Samstagnacht
Fankhauser & Band

Line up:
Philipp Fankhauser - Gitarre, Gesang
Hendrix Ackle - Keyboard
Angus Thomas -Bass
Marco Jencarelli - Gitarren
Tosho Yakkatokuo - Drums
Horns:
Reto Anneler - Sax
Lukas Thöni - Trompete, Flügelhorn
Till Grünewald - Sax

Und der Blues Louis 2012 geht an Klaus Voormann

Fotoalbum

der Laudator Mike d'Abo
 

der Preisträger Klaus Voormann
 

Legenden auf der Lahnsteiner Bühne - die Lanhnstein Blues Allstars

Fotoalbum

Stefan Stoppok - Vocals, Guitar, Cajon,
Mike D'Abo - Vocals, Keyboards, Chris Farlowe - Vocals,
Klaus Voormann - Bass,
Danny Dziuk - Vocals, Guitar, Hammond,
Michael Lutzeier - Baritone Sax



Fotoalbum Sharrie Williams

Sharrie Williams - Vocals
Attila Herr - Bass
Chris Jones - Drums
Lars Kutschke - Guitar
Pietro Taucher - Keyboards

 

32. Lahnsteiner Bluesfestival
Warm up im Club, Große Gala, Legenden, Heroes & mehr ...

Ein Vereehr-, Lehr- und Lernwochenende
Dank der Haus- und Hofschreiberin Christel Amberg-Wiegand!

Lahnsteiner Blues Festival, das 32ste inzwischen. So ne lange Zeit hinterlässt Spuren bei den Musikern und Gästen. Die einen wie die anderen kommen nämlich immer gern höre ich, die ich das erste Mal hier bin. Während ich mich hier so umtue, verstehe ich mehr und mehr warum. Wer leistet sich schon einen Einführungs-, Probe-, Schnupper-, Kennenlernabend?
Das Warm-up also startet im JUKZ und ich denke noch, ups, solche Etablissements haben ja gelegentlich so einen wollen-und-nicht-können-Charme und mühen sich redlich. Aber dies hier ist das ganz anders. Der Buchstabe „K“ machts! Gemütlich, fein, locker, unkompliziert und eben nicht in diesem Jugendzentrums-Charme, dessen die meisten – ich eingeschlossen – längst entwachsen sind. Jeder ist engagiert und mit Herz dabei. Im nachhinein erkenne ich, dass ich all die Größen des Genres gar nicht gebührend würdigen konnte, ein paar Namen sagen mir schlichtweg nichts, obwohl sie es hätten tun können, nein müssen, aber bei der Musik klingelt es dann doch. Und beim Lesen des Programmheftes denke ich ab und zu „ach ja, ach sooo?!“ Ich freue mich auf ein Wiederhören mit Stoppok mit seinem minimalistischen Blues mit maximalen Texten, ebenso Danny Dziuk. Die Kai Strauss Band ist Neuland für meine Ohren. Ihr frischer, knackiger, schwer krachender, griffiger Blues mit diesen wunderbaren Klängen aus diesem Schrank von einer echten alten Hammond-Organ geht schnurstracks den Weg in den Bauch. Hat man schon mal eine lachende Hammond gehört? Dieser Jeffrey am Mikro hat ne tolle junge Stimme, die ist ein guter Kontrast zu der alten, neuen Musik, ist ausdrucksstark, mit Biss, Inhalt und Seele ohne gekünstelt schwerlastig zu sein. Gefällt mir. Kai Strauss himself spielt mit unglaublicher Intensität, legt die Eier und Herz auf die Saiten und hat offensichtlich Spaß dabei, so wie sich das für einen Roots-Musiker und Überzeugungstäter nun mal gehört. Blues hat viele Gesichter, lerne ich an diesem Wochenende. Manche gefallen mir, manche aber auch nicht. Ich bin nicht so tief blues-verseucht, aber der und die jetzt kommen, haben es mir angetan. Philipp Fankhauser & Band sind in als Quartett angekündigt (huch? wer fehlt) und jetzt stehen alle Fünf auf der kleinen Bühne. Am Sonntag haben sie die Prime Time direkt vor der Preisverleihung. Der Blues-Louis 2012 an Klaus Voormann, der seine Dankesrede angenehm kurz abhandelt. So in etwa „… ich habe ja schon viele Preise verliehen bekommen, aber diesen hole ich mir ausnahmsweise persönlich ab….“ Und dann hatte ich noch Gelegenheit, dem Mann die Hand zu schütteln, der meinen Musikgeschmack sicher wesentlich begründet hat und noch immer The Voice of HR ist, Werner Reinke. Hätte ich mir nicht träumen lassen. Soviel zu Lehr, Lern und Vereehr.

Das Warm-up ist also gerichtet. Schon bei der zweiten Nummer Sunday Morning geht so ein Hallo!-Gefühl durch den Raum und dann lässt die Band in einem großen roll-out It’s gonna rain, Jealous Kinda Fella, Feel so good vom Stapel. Keine Luft und kein Platz für große Worte. Philipp gibt der Band ihre Namen, die hat längst ihre Visitenkarte auf die Bühnenbretter gelegt und jede Menge dicken Applaus geerntet. Try my love … blutendes schweres Herz und eine nachtbelegte Stimme – wunderbar! Love Man Riding rockt gut, dann kommt eine schneidende Gitarre und eine Kellerstimme, ein stoischer Bass und Hendrix tobt das Piano, die warm-up Phase ist längst durch, das Publikum heiß-heiß-heißer gespielt, irgend etwas ist heute besonders, ich glaube, es ist dieses miteinander-beieinander-Gefühl, dieses Einverständnis, das da durchdringt, wohl und angenommen fühlen kommt beglückend hinzu. Ein Dennis-Walker-Klassiker frisch wie am ersten Tag: Don’t be afraid of the dark. Hey-how, I’ll be singin’ the Blues lässt jede Menge Spielraum für die Band und uns, Angus hockt auf der Treppe, sein Solo gräbt tief und kraftvoll und kriegt selbstredend! nen fetten Applaus. Irgendwas ist heute…. Down in the Valley ist wie immer Toshos Lärmstunde, er legt ein fulminantes Solo dahin, bearbeitet die Schüsseln und Becken von links nach rechts und zurück, peitscht sich selbst hoch, two… three…. two…. three…. und dann steigt die Band ein und lässt ihn frei. Boah, was eine kraftstrotzende Drumpower! Da ist selbst die anwesende Konzertpolizei hoch beeindruckt. Mein Nebenmann jedenfalls dreht sich schon beim zweiten Song mit einem überrascht-erstaunt-anerkennenden Nicken zu seinem Kumpel. Ein kurzer Break verschafft Zeit zum Luft holen und schneller Inventur. Mit Mercy Me kommt Hendrix aus der kurzen Verschnaufpause in die Zugabe. Er ist auch so einer, der glaube ich am liebsten in sein Instrument kriechen würde, er gibt alles was er zu geben hat an Stimme, Feeling und Blues. Irgendwie verschwindet er ganz und gar… Der Applaus für’s Wiederkommen geht auf in Members only. Noch ein Copeland-Kracher Pie in the Sky, sozusagen im Kulturauftrag, kracht anständig und ist geladen bis unter die Haarspitzen. Eine Energiepackung sondersgleichen! Philipp holt sich Jeffrey Amankwa auf die Bühne, der sorgt mit seiner entwaffnenden Unbekümmertheit für zusätzliches Knistern und so wird’s ein fulminanter Showdown. Chapeau, meine Herren! Morgen sitzen ein Menge mehr Fans in den Stühlen.

Arnim Töpel spricht in seiner Anmoderation von Body+Soul Food, verspricht gesunde, lebenserhaltende Nahrung, die der Blues nun mal ist. Er verteilt schon jede Menge Vorschusslorbeeren für Philipp Fankhauser und Band – heute mit Horns als glänzendes on Top. Sie erweisen sich dem mehr als würdig. Mit allen Wassern aus dem heiligen Land des Blues gewaschen und geehrt, sind sie hier auf die Bühne des Lahnsteiner Bluesfestivals gekommen und machen es drissegal, welches Nummernschild ihr Tourbus hat. Ihr Blues kommt aus sich heraus und er ist gut, verdammt gut. Der Blues umarmt uns alle, wird gesagt, und heute Abend wird es eine sehr stürmische Umarmung, die ich noch lange an und in mir fühle.
Fankhauser und seine Band spielen in einer eigenen Liga, darüber sind wir uns einig. Punkt. Und was mir daran so außergewöhnlich ist, ist dieser Schuss Funky, R&B, Soul, mit schlichter unaufgeregter Eleganz und einer großzügigen Gelassenheit für die Band, wo jeder für sich glänzt und sich nichts wegnimmt aber gegenseitig feiert und gemeinsam brilliert. Die Fankhauser-Truppe ist eine Band im besten Sinne, hören, sehen, fühlen auf gleicher Frequenz. Dieser Gentlemans’ Blues hat Rasse und Klasse, Stil und Glanz und doch tiefste Ehrlichkeit und natürlich Power, Präsenz und dieses Feeling, dieses Kribbeln, dieser unruhig, wibbelig, zappelig machende rollende Groove. Diesen Blues spüre ich im Bauch und jedem Muskel und an jeder Nervenfaser. Mir ist, als käme der Blues hierzulande eher puristisch daher. Und hier leistet sich einer einen heißblütigen Bläsersatz. Philipp hat eine 7köpfige Band hinter sich, die macht mächtig Alarm und er durchdringt mit seiner leicht reibigen, lebengetränkten, weichen, runden ungemein sexy Stimme diesen glasklaren Sound und reißt da was. Dann spielt er diese Gitarre „… I’m playing this old guitar, the only friend I found…” singt er, einer, der seiner Gitarre alles erzählt und die auf die beste Art zu antworten weiß und da wird jedes Wort und jeder Ton zur Wahrheit. Dieser Blues kommt aus der Stadt. Der andere kommt von den Baumwollfeldern. Vielleicht liegt hier das Geheimnis.
Liegt es am bluesbegeisterten Publikum oder machen Philipp und seine Band heute etwas anders als sonst? Tun sie das? Ich glaube nicht. „… live my life best I can“ bekennt Philipp pur und ohne Mikro und fast ohne Begleitung im ersten Song. Diese Ehrlichkeit ist fast schon ein Glaubensbekenntnis und jeder im Saal weiß was gemeint ist. Und so dauert es nicht mal einen Song, bis Band und Publikum lichterloh in Flammen stehen. Es knistert, hatte Arnim Töpel versprochen. Es knistert gewaltig. Sind etwa noch mehr Blueshormone, -pheromone, -vitamine als sonst unterwegs? Es ist ein tolles, aufmerksames Publikum. Es kennt natürlich die Zeremonien und vergibt jede Menge Sonderapplaus.
Gonna Rain packt den Saal gleich zu Beginn. Phillip geht ein paar Schritte in den Hintergrund und lässt Marcos Gitarre ziehen, klar, schneidend, bissig, krachend, wie sich das für eine Blade gehört. Philipps Gibson klingt reich und voll und rund, mit viel Volumen. Alles ist voller kleiner roter Blitze, die im Dunkel verglühen, beides ist Feuerwerk. Null Routine. So macht’s am meisten Spaß! Feuer schüren und ohne Cut Jealous Kinda Falla nachlegen. Marco beginnt, Lukas Thöni an der Trompete schneidet sich tief ein, Hendrix wichst die Tasten, Teufelswerk und (Blues)Gottes Beitrag, sie spielen sich gerade gegenseitig in den Himmel, in den Rausch. Das klingt heute so überschäumend, so satt, so prall, verdammt, sind sie gut heute, ich hatte es fast vergessen. Es ist wie überkochende Lava, die mit gewaltiger Wucht in die Atmosphäre gestoßen wird. Und so fühlt sich auch die Luft an. So geht das weiter. High Voltage. Non Stop. Blues ain’t nothing, noch so ein Bekenntnis und Try my love, ein bisschen ruhiger, gefühlvoll, jenseits von Kitsch. Nur wer brennt kann solche Songs schreiben. Es ist really Body & Soul.
Philipp nimmt sich nicht viel Zeit für Plaudereien. Er kredenzt seine Band. Am Backdrop kann man zwar die Namen lesen, doch so bleiben sie Fleisch und Blut. Noch ne kleine Anekdote, ein bisschen Euro-Ketzerei und gegen Schokolade-Käse-Müsli-Klischees. Das soll es gewesen sein an verbaler Kommunikation. Alles andere macht sowieso die Musik. Da ist es völlig wurscht, ob sie aus der Schweiz kommt oder aus dem Süden der USA, was zählt ist, dass sie gut ist. Das ist sie – unüberhörbar gut! In meinem Rücken hörte ich des Öfteren das Wort: Respekt! Die Jungs spielen mit soviel Fun ganz nah beieinander und sie haben Selbstbewusstsein vor neuem Publikum. Sie wissen wie’s geht, zwischen Publikumserwartung und ihrem Sein klafft keine Lücke.
Fankhauser als Coverband *haha*, wegen Don’t be afraid of the Dark? Der Master Dennis Walker höchstselbst hat’s geformt und gewürdigt. Hier kommt der Beweis, dass es eigenständig und ohne Seitenblick und Spickzettel funktioniert. Sehr jung, spritzig mit dem Sound der Bläser, hell, klarer Verstand. Das macht einfach verdammt gute Laune. Das ist es, was ich am Fankhauser Blues so mag. Er macht gute Laune noch besser und den Blues in mir nicht dumpf. Es ist Glück in Noten. Auch in den kleinen Dingen, solchen Songs wie Roadhouses & Automobiles. „ … a sad song, if you read between the lines …“ Phillip gibt diesem Leben seine Stimme, trägt das Herz auf seinen Händen, es ist die pure Magie. What a man. What a song. A singer needs a song. A song needs a singer. Hier sind sie beieinander. Im nächsten Moment geht die Post ab. Phillip holt das Sax nach vorn, Hendrix ist im Boogie Part, es geht los… Marco geht mit Angus fliegen und wir fliegen mit. Flighing High ist das Motto. Eine riesige Welle rollt, Publikum schwingt mit, fliegt mit, hoch, losgelassen von allen guten Geistern geschüttelt. Hey, how, hey, how rollt durch die Stadthalle. Überschäumend. Überwältigend. I’ll be singing the Blues. Das ist mehr als „eine gewisse Freude auf die Bühne gebracht zu haben…“ Es ist das, was Blues ist: Norden, Süden, Osten, Westen, Himmel, Sonne, Mond und Erde, Wasser, Luft, Feuer, es ist das Material, die Substanz und es ist die Art, wie sie es machen was mich jedes Mal umhaut. Was mich in den Sessel drückt und dann wie mit nem Schleudersitz in die Luft feuert. Um diese Atem raubende Explosion von oben zu erleben. Bei der Ankündigung für Solomon Burkes’ Down in the Valley fordert Phillip solange Applaus ein, bis er angemessen und dem würdig erscheint. R&B at it’s best – das ist gelebte Musik. Ein unfassbar temperamentvolles, irre treibendes, vorwärts preschendes, peitschendes, kaum zu bremsendes Drumsolo. Normal ist das nicht. Jedenfalls nicht in Blueslandschaften. Gefühlte Ewigkeit später kommen Marco, Hendrix und Angus zurück und peilen auf ihren Einsatz. Ein Wunder, dass Tosho noch zu Kommunikation fähig ist. Es geht noch über drei Runden… und viel viel Rhythm und viel viel Blues.... Die Band noch mal beim Namen nennen, Emmenthal is where I come from und mein Name ist Philipp Fankhauser, das wissen jetzt ALLE. Unser aller down down, dep-down, de-down-down dep-down ist das Brennprogramm für die Festplatte.
Die Zugaben sind das Schaulaufen nach der Kür. Standing Ovations, wir sind hier in Lahnstein, das tut soooo gut! Es sieht ganz so aus, als seien Philipp Fankhauser & Band angekommen in diesem würdigen Bluesmekka. Kamen als Nobody, gehen als Shooting Star oder zumindest als künftige feste Größe, haben Marker in allen Köpfen gesetzt. Viele hochrangige Medienvertreter sind vor Ort, Print und TV. Medienpräsenz im SWR und DLF ist schon gebucht. Es wäre toll, wenn dies zum Sprungbrett für Philipp Fankhauser wird. International hat der Mann schon mit wirklich allen Größen des Fachs gespielt und in diesesm Jahr Montreux eröffnet. Es ist also höchste Zeit für Deutschland. Über dieses kleine, völlig unbedeutende Spannungsverhältnis D-CH spielt die Fankhauser-Band doch locker hinweg! Wenn denen also in ein paar (Paar!) Jahren Deutschland zu Füßen liegt, können wir sagen: wir waren dabei als es losging.
Members Only schickt mich noch mal tief in die Seelenpein, ein Song wie ein Gemälde mit einem beseelten Saxophon, zum Niederknien, inne halten, andächtig nach innen schauen, den Roten (oder trinkt man beim Blues Whiskey?) in kleinen Schlucken goutieren und dabei dem Dampf der Zigi sinnend hinterher gucken… Ein Song voller gebrochener Liebe, einfach wunderschön, come on Till, noch einmal, sagt Phillip seinem Sax und Marco malt tönerne Scherbenhaufen.

Nach dieser grandiosen Show finde ich es schwer noch etwas draufzusetzen. Obwohl Sharrie Williams & The Wiseguys hier laut Programmheft schon legendäre Sternstunden hatten, haben sie es ganz schön schwer. Das hat Sharrie weiß Gott nicht verdient, denn sie ist eine absolute Powerfrau mit einer aufregenden Stimme, ihre Musiker sind auch nicht von schlechten Eltern und ihr rockiger Gospel Blues macht Laune. Mir persönlich ist da zuviel Gospel drin, zuviel Predigt, wenn auch in Powerversion. Ich finds toll, aber es ist mir to much. Vielleicht bin ich auch müde wie viele andere auch. Die Reihen leeren sich. Wie nach einem reichen opulenten Menü ist man satt aber es kommt noch was. Mitnehmen, aber ohne den rechten Genuss. Schade drum. Vielleicht ein andermal.
Aber was für ein Auftakt dieses Abends! Die Macher haben ein gutes Händchen bewiesen. Gerade zu Beginn flanieren noch nicht wenige auf diesem schreiend gemusterten postmodernen Teppichboden und legen sicher einen kleinen Sprint hin, als Phillip Fankhauser & Band die ersten Töne loslässt… Auf den Stehplätzen steht jedenfalls niemand still. Vielleicht hat Klaus Voormann ein Stück Zukunft des Blues gesehen. Dem Leben ein Stück näher und dem Blues ein Stück tiefer, den Urwahrheiten der Musik ein kleines bisschen was abgeluxt. Jungs, ich verneige mich, vielen vielen Dank für zwei wunderbare, berauschende Abende! 


02.06.2012


Fotoalbum



Die Musiker:
Philipp Fankhauser - Gitarre, Gesang
Hendrix Ackle - Keyboard
Angus Thomas -Bass
Marco Jencarelli - Gitarren
Simon Kistler - Drums
Horns:
Thomi Geiger - Tenorsax
Lukas Thöni - Trompete, Flügelhorn
Marc Schödler - Altsax, Baritonsax




Link > Bluesclub Baden-Baden<

 

Philipp Fankhauser & Band im Bluesclub Baden-Baden
DAS nenn ich mal ne amtliche Ankündigung !!!

Der Zauberer von Oos

Dank der Haus- und Hofschreiberin Christel Amberg-Wiegand!

Es ist noch viel zu hell für Blues, geht mir gerade durch den Kopf, und gleichzeitig zeige ich mir den Vogel, schließlich spielt Philipp Fankhauser nicht das erste Mal unter Tageslichtbedingungen. Doch dieser Showroom der Nobelklasse mit dem Stern ist eine hohe Hürde, geht da Clubfeeling? Philipp und seine Jungs eröffnen die Beweisführung herrlich relaxt mit Sunday Morning. Kein Zweifel, diese extremst rattenscharfe Band ist bestens aufgelegt, die Horns-Section gibt dem ganzen einen Schuss Schmutz auf die Schippe oder diese coole Eleganz, darüber Philipps Stimme, nicht mehr jugendlich ungestüm und – heaven - lange nicht bei der großen Altersweisheit. Getreu dem Motto des Hauses: Das Beste oder Nichts liefern die Jungs feinsten reinsten Blues, locker durchmischt mit ein bisschen Funk, Soul und R&B, leicht, luftig. Fankhauser ist Fankhauser, unverwechselbar, von wegen sounds like oder so… ein Klassiker wie Don’t Be Afraid Of The Dark ist ein funkelndes Schmuckstück. Dieses wunderbar unaufgeregt und doch ungeheuer aufregend überfällt mich jedes Mal aufs Neue. Ja, verdammt, es ist diese Art Blues vor dem du keine Angst haben musst, dass du in eine tiefe Depression stürzt oder dich aus dem Fenster schmeißen willst. Obwohl... er hat schon seine Momente, da geht es unter die Haut und packt dich wie ’ne kalte Hand ums Herz. Too Little Too Late ist so einer, „zu spät“ konnte noch nie eine win-win Situation werden. Try My Love und Members Only tropfen wie ein süßes Gift langsam in die Blutbahn. Blues-Balladen haben schon immer ein extremes Kniezitterpotential – einfach zum Dahinschmelzen. Roadhouses And Automobiles ist eigentlich so ein typisches Singer-Songwriter-Ding und auch das geht bei Philipp verdammt gut.
Und dann gibt’s da diese Kracher: Gonna Rain mit den saftig smoothigen Horns hinter sich, Jealous Kinda Fella hinten drauf und der Rhythmus geht sofort in Bauch-Beine-Po, Hendrix switscht, flitscht über seine B3, ich liebe diesen Sound und mit I Feel So Good geben sie richtig Gas, Marco, what a man, what a guitar, spielt sich mal wieder auf die Zehenspitzen und in Rückenlage, die Lawine kommt endlich ins Rollen. Höchste Spaßkultur auf der Bühne und das holt uns aus der Reserve: „Habt ihr Eintritt bezahlt? Dann tut mal was dafür!" Die Order ist klar, aber die Pause bremst uns wieder aus. Schade. Das Break in die Pause kommt gefühlt immer zu früh, wir waren gerade warm miteinander. Aber `ne Zigi und’n Bier kommen gut jetzt. Der Re-Start ist schwer „live my life best I can“, und einige sind noch im Dauerredemodus, sie werden gekonnt angezählt, danke! Flighing High strotzt dann vor guter Laune, da geht wirklich die Kuh fliegen, hey how! Ein fettes Solo, chaca chaca auf den dicken Stahlsaiten, San Antone geht direkt über in ein ausgelassenes Down On Your Bended Knees, Philipp geht mit seiner Gibson auf Tuchfühlung, nimmt sich viel Zeit und lässt uns nicht von der Leine. Aber: „einigt euch auf einen Beat, alles andere ist ZDF-Fernsehgarten“ und zum ersten Showdown „Come on!“ Ein ausgelassenes Sax, tief im Knie gerotzt und die letzte Zurückhaltung geht flöten. Marco knallt dem Drummer (Simon Kistler ist heute für Tosho am Set) ein paar krachende Beats entgegen und lässt ihn laufen, die Band steigt wieder ein zum finalen Down In The Valley und auch das funky down down üben wir noch, versprochen.
Der Applaus ist ehrlich und aufrichtig begeistert und Hendrix spurtet wie immer erstmal allein auf die Bühne. Ein echtes Leckerchen, Augen- und Ohrensex, tief, erdig, lässig peitscht es ein, ich denke es ist Mercy (On) Me. Großes Kino. Members Only macht uns wahrscheinlich alle ganz wuschig für die Nacht, deshalb klappt das give away für den Schlussakkord überhaupt nicht. Auch das üben wir noch, versprochen. Der Zauberer von Oos, Philipp Fankhauser und Band, vom Start weg 100 %ige Präsenz, brillant, charmant und absolut really-it’s-him! hatte es ein bisschen schwer heute. Ich denke, es lag an der Lokation, die einfach den allerletzten Kick nicht hat überspringen lassen. Nichts desto trotz kriegen wir es noch mal fett „Trumpet, lets go“, Pie In The Sky und noch eine letzte Zugabe für den Nachhauseweg und zwei unumstößliche Weisheiten: „the blues are the true facts of life“ und „if it’s boring it ain’t blues“. Dem ist nichts hinzuzufügen. Ach, doch: wer groß rauskommen will, muss klein anfangen: 29 Jahre nachdem Philipp auf dem Montreux Jazz Festival Mr. Copeland himself sehr unerschrocken seine Aufwartung gemacht hat, betritt er mit seiner exzellenten Truppe eben dort am 29. Juni die Bühne der Miles Davis Hall! Herzlichen Glückwunsch!