HELLERS LIEDER IN NEUER AUTHENTIZITÄT

„Haydn singt Heller“ im Stadttheater Fürth, 5.11.2004
von Alexander Kinsky

Zum zweiten Mal präsentierte Tom Haydn mit seinem phantastischen Ensemble (diesmal spielte Christoph Buhse statt Thomas Simmerl Schlagzeug) im schmucken Fürther Stadttheater dieses ambitionierte Programm (zum Ablauf siehe 19.3.2004).

Das Konzert war nicht ganz ausverkauft, das ruhige Fürther Publikum benötigte, offenbar etwas „überfordert "mit dieser geballten Ladung Wien", bis zu den Zugaben, um ausgelassener in Stimmung zu kommen. Tom Haydn legte das Programm aber auch bewusst aufs Zuhören an. Dieses Konzert ließ sich mit geschlossenen Augen fast noch mehr genießen. Heller-Puristen mögen verzeihen, aber auch die von Originalinterpreten sicher unvergleichlich vorgelegten unsterblichen Lieder wie „Liliputaner“, „Du, du, du“ oder „Die Hundertjährige“, in feinfühlige, vor allem von Klavier und Geige begleitete Arrangements gekleidet, erreichten eine persönliche Innigkeit Tom Haydns, die unter die Haut ging.
Nach dem schrägen, eröffnenden „Die wahren Abenteuer sind im Kopf“ schloss sich direkt „Gemma schaun“ an. Grandios intensiv gelang diesmal etwa auch „Bitter und süß“. Jedem Lied gab Tom Haydn eine spezielle Note, seine, des Interpreten authentische Farbe, und er wirkte damit absolut glaubwürdig. Optisch wirkte er wie schon bei der Premiere etwas beiläufig, aber ihm geht es ja um die Lieder, nicht um eine Bühnenshow. Es gehört auch Mut dazu, sich derart zu präsentieren.
Vor dem „Liliputaner“ erzählte Tom Haydn die Geschichte vom kleinwüchsigen Schulkollegen Willibald. Das erinnerte den Schreiber dieser Zeilen an einen namensgleichen Volksschulkollegen, der allerdings größer und älter war, ein Repetent, der mit folgendem Spottlied behaftet war: „Willibald, die Hose knallt, das Hemd zerreißt, der Willy scheißt!“
Vor dem Lied „So a Tag“ erklärte Tom Haydn zum schmunzelnden Vergnügen des Publikums den „L´Amour-Hatscher“. In der Ouvertüre zum zweiten Teil fiel diesmal Jo Barnikels schönes Klaviersolo als Anfang von Zawinuls „Birdland“ auf, etwas gewöhnungsbedürftig war die „Popversion“ der „Liebelei“, sehr poetisch dann wieder „Wia mei Herzschlag“. Die verzerrte Wiener Todesvision „Wann i amal stirb“ bildete wie schon bei der Premiere den Abschluss des regulären Programms.

Ein musikalisches Stimmungsbild entwarf dann die erste Zugabe „Gut ist´s ein Narr zu sein“, ehe „Für immer jung“, unter Publikumsbeteiligung und mit Da capo sowie Standing Ovations, endlich den verdienten Jubel brachte, der aber auch erst jetzt möglich war, nach dem anspruchsvollen, viel mehr zum Zuhören anregenden Programm des Abends.